Full text: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1)

Die Schlacht bei Tannenberg 247 
schwache Kräfte zur Verfolgung nach, schwenkte rechts und führte nun den 
Gewalehaufen seines Armeekorps in die rechte Flanke und in den Rücken 
der stark verkämpften russischen Hauptmacht, die durch den Ausfall des 
rechten Seitenkorps in ihrer ganzen Liefe eneblößt worden waren. 
Während dies auf dem linken Flügel der deutschen Schlachtordnung vor 
sich ging, stieß auf dem rechten Flügel General v. Francxois mit dem I. Korps 
in schweren Kämpfen bei Usdau und Groß-DTauersee nordwestlich von Soldau 
durch und erstritt die Straße nach Neidenburg. Von Zielun drang die 
Dporner Landwehr als beweglicher Flankenschutz auf Soldau vor. Damit 
war auch die südliche Umgehung der russischen Mittelstellung eingeleitet. 
Oiese doppelte AUmfassung war nur möglich geworden, weil der russische 
Heerführer sich hatte verleiten lassen, seine Hauptkräfte zur Durchbrechung 
der deutschen Schlachtlinie in der Miete zu vereinigen und dort noch am 
28. August um eine Entscheidung rang, die auf den Flügeln schon zu seinen 
Ungunsten gefallen war. Samsonow hatte von links her alles herangeholt, 
dort seine Flankendeckung geschwächt und auf dem rechten Glügel das nach 
Norden entsandte Seitenkorps vollständig aus der Hand gegeben. Am 
28. August war dieses VI. Korps geschlagen und feldflüchtig und das I. Korps 
auf dem linken Flügel eingedrückt und geworfen. 
Auf sich gestellt, kämpften in der Micte das XIII., XV. und XXIII. 
ARussenkorps um ihr Leben. Auch hier winkte Samsonow am 28. August 
kein trügerischer Erfolg mehr. Nicht mehr im Angriff, sondern in der 
Verteidigung befanden sich, auf engem Naum zusammengepreßt, seine drei 
Korps, die jegt mit Schrecken gewahr wurden, daß hinter ihnen die blinken- 
den Seelein lauerten und die Rückzugslinien über Soldau und Neidenburg 
auf Mlawa schon abgeschnitten waren. Mit der Front nach Westen und 
krampfhaft zusammengepreßten Flügeln, die sich vergeblich wieder zu ent. 
falten trachteten, kämpften sie, in einen nur nach Südosten offenen Halb. 
kreis gedrängt, einen verzweifelten Kampf. 
General Samsonow erneuerte seine Durchbruchsversuche im Zentrum 
bei Hohenstein unoufhörlich. Der 29. August brachte auch hier die Ent. 
scheidung. Die 41. Division des XX. Korps, die sich durch das Vordringen 
des I. Korps auf Neidenburg entlastet sah, stieß von Groß-Gardienen nord- 
ostwärts schwenkend gegen Waplitz und in die linke Flanke der russischen 
Mittelstellung vor und zerbrach deren Rückhalt. Auch Samsonows Mirte 
Heriet jetzt ins Wanken. Oie preußische Landwehr ging zum Angriff über 
und nahm, von der herumgeworfenen 37. Division unterstüt, mit Kolben 
und Bajonett das zerschossene Hohenskein. Von Südwesten über Waplig, 
von Westen Über Hohenstein geworfen, wurden die Russen gegen den Maransen- 
und Plaugiigersee gedrückt, die ihre Zackenbuchten gähnend auftaten. Eiligst 
räumte General Samsonow seine Stellung bei Allenstein, die durch das 
flankierende I. Reservekorps schwer bedrängt wurde und nun auch im Rücken
	        
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