Die Schlacht bei Tannenberg 249
gegen Südosten zu einem doppelseirig vorgelegten Kordon gestaltet, um dem
Encsath zu begegnen. TLeile des I. Korps und des XVII. Korps schwenkten kehrt,
schoben sich über Neidenburg und Ortelsburg nach Süden hinaus und schlugen
die Entsatzversuche der Warschauer Reserven unter schweren Verlusten für den
Gegner ab, der in dichten Kolonnen, starke Kavallerie zur Attacke fertig, heran.
segte, aber an dieser Wehrstellung ohnmächtig zerschellte. Teile des I. Reserve.
lorps machten bei Allenskein Kehrt, um dem drohenden Amnmarsch starker
Kavallerie Rennenkampfs zu begegnen. So haben nicht nur russische, sondern
auch deutsche Kräfte in dieser Wunderschlacht Rücken an Rücken gefochten.
Am 30. August ging es zu Ende. Das I. Korps und die Thorner Land.
wehr standen jetzt auf der Linie Neidenburg—Muschaken—Malgaofen, Teile
des XVII. Korps auf der Linie Ortelsburg—Malgaofen—Kannwiesen (west-
lich Willenberg). Der verderbliche Ring um die Narewarmee war geschlossen.
Nun zog er sich würgend zusammen. Das XX. Korps hatte die Um-
schnttrung im Westen verengt und die Linie Wientzkowen—Maransersee—
Hohenstein erreicht, die 3. Reservedivision und das I. Reservearmeekorps
standen von Hohenstein in westöstlicher Richtung am Plaugiger- und Lanstker-
see und reichten dem rechten Flügel Mackensen dort die Hand. Zermalmender
Druck preßte die russische Armee in die grünen, feuchten Gründe Masurens
umd roubte ihr den Rest der Bewegungskraft. Am 31. August zerbrach
bei Malgaofen der letzte Widerstand geschlossener Divisionen.
Da wurde in den Wäldern, über denen sich furchtbar der Zorn der
deutschen Geschütze entlud, die Losung: „Qette sich, wer kann“ ausgegeben
und die Artillerie versenkt. Nur die rückwärtigen Staffeln entkamen noch in
dem unübersichtlichen Gelände nach Süden, für die große Masse aber gab es
kein Enerinnen mehr. Da und dort versuchte noch eine brave Truppe mit
dem Bajonett durchzubrechen, jagten Batterien mit geschwungenem Kantschu,
Kavallerie mit blutigen Sporen über die rettende Grenze, dann begann der
völlige Zusammenbruch. Die Kanoniere stürzten die Geschüge in die ver-
schwiegenen Wasser, das Feuer der Infanterie erlosch. Immer zahlreicher
traten sie mit aufgehobenen Händen und mit weißen Tüchern winkend aus
den Todeswäldern; Regimenter, Divisionsstäbe, Generale gaben ssich gefangen,
und schließlich schwoll die Zahl der Gefangenen auf mehr als 90000 Mann
an. ber 40000 Tote lagen auf dem weitgespannten Schlachtfeld, beinahe
die gesamte Artillerie und der ganze Troß fielen den Siegern zur Beute.
General Samsonow hat die Vernichtung seiner Armee nicht überlebt,
er ist — sei es von eigener Hand, sei es im Kampf — gefallen.
Noch togelang wurde die Walstatt abgesucht, und immer noch traf man
auf Versprengte, hörte man Hilferufe und die Todesschreie unzähliger
Rosse, stiegen aus den wieder still gewordenen Gewässern die Leichen
Ertrunkener an die Oberfläche. Die größte WVernichtungsschlache der
Weltgeschichte war geschlagen.