Full text: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1)

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Die Schlacht an den masurischen Seen 
Die Njemenarmee hatte sich durch Nachschub und Zuzug verstärkt 
und gemächlich zwischen der Deime und der Angerapp ausgebreitet. Fried- 
land war als Brechpunkt der Front stark besetzt, Kavallerie schwärmte 
bis Domnau, Heilsberg und Rössel. Als Nennenkampf von der Kunde 
der Schlacht bei Tannenberg ereilt wurde, suchte er seine Korps in einer 
günstigen Verteidigungsstellung zu sammeln. Er ließ an der Linie Labiau— 
Nordenburg— Angerburg eine Front von 100 Kilometern bilden, die, 
zweckmäßig angeordnek, vom Kurischen Haff bis zu den großen masurischen 
Seen eine feste Schranke zog. Da sich der rechte Flügel bei Labiau an das 
Haff lehnte, war er in der Flanke unangreifbar. Dahinter war Dilsit stark 
besetzt, um gegen etwa erfolgende Anternehmungen von der See her Schutz 
zu bieten. Der linke Flügel fand in den Seen und in den Wäldern von Lötzen 
eine starke Sicherung. Außerdem wurde die Grodnoer Kampfgruppe heran- 
geholt und auf Lyck in Bewegung gesegt, wo sie eine Flankenstellung be. 
ziehen sollte, die einem von Westen gegen die Armee Rennenkampf vor- 
gebenden Angreifer äußerst gefährlich werden konnte. Als die Nachrichten 
von der Schlacht bei Tannenberg immer trüber lauteten und General Renmnen- 
kampf zur Uberzeugung gelangte, daß die 2. Armee fast ganz vernichtet, ihre 
Neste nicht mehr kampffähig waren, entschloß er sich, eine Verteidigungs- 
schlacht zu liefern und den Gegner zunächst seine breite Front berenmen 
zu lassen. 
Er verskärkee zu diesem Zweck seinen linken Flügel, indem er an den 
Engen der Seen nordsstlich von Hötzen eine weitgespannte Feldbefestigung 
ausbauen ließ und seine Haupekräfte in der Mitte versammelte, wo er eine 
Durchbrechung besorgen mochte und die Masse am besten in der Hand harte. 
Diese schwunglose, jfeden Antriebs entbehrende Werteidigungsstrategie 
stücte sich auf die Aberlegenheit an Zahl und an Artillerie und zog aus der 
Eignung der Russen zur Verteidigung befestigter Stellungen sichere Vorteile. 
Anders handelte Hindenburg. 
Während in den Wäldern zwischen Tannenberg und Ortelsburg noch 
die Beute geborgen wurde, schwirrten die scharfäugigen Flugzeuge der 
deutschen Ostarmee schon über den Stellungen der Nsemenarmee. General 
v. Hindenburg sah sich von Verstärkungen umgeben. Das XI. Korps und 
das Gardereservekorps hatten den Anschluß an die Sieger von Tannenberg 
erreicht. Die 8. Kavalleriedivision, die vor wenigen Tagen noch in den 
belgischen Ardennen gefochten hatte, ritt schon auf dem Eußersten rechten 
Flügel der nach Nordosten schwenkenden Armee, um die Sicherung des 
Vormarsches gegen Lyck zu übernehmen. 
Am 4. September brach Generaloberst v. Hindenburg — er hatte die 
Beförderung noch auf, dem Schlachtfelde erhalten — schlagfertig gegen die
	        
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