Full text: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1)

Die Schlacht an den masurischen Seen 255 
das I. Reservekorps, die 3. Reservedivision, die Landwehrdivision v. d. Goltz, die 
Königsberger Hauptreserve und zwei Kavalleriedivisionen. Auch die Armee 
Rennenklampfs war durch Nachschub und Heranziehung der Grodnoer Kampf- 
gruppe aufgefüllt worden und umfaßte das II., III., IV., XX., XXII. Korps 
und das III. fibirische Korps, die 1. und 5. Schützenbrigade, die 53., 54., 
56., 57., 72. und 76. Reservedivision und das Gardekavalleriekorps. 
Oie strategische Absiche des Hindenburgischen Schlachtplanes war, die 
Hauptmacht Rennenkampfs so anzugreifen, daß sie mit halbverwandter 
Front zu schlagen gezwungen wurde, ohne ihre überlegenen Streikkräfte 
zur Geltung bringen zu können, ein Problem, das Friedrich der Große bei 
Leuthen in genialer Weise gelöst hat. Da der rechte Flügel Rennenkampfs 
sich nahezu an das Haff lehnte, ein Ansetzen starker Kräfte gegen diesen einen 
Elankenmarsch voraussetzte und trotzdem mit einem Frontalstoß geendet 
hätte, so verbot sich eine doppelseitige Umfassung des russischen Heeres. Um 
so rätlicher erschien eine Umfassung seines linken Flügels, der, von Süden 
angegriffen und in der Flanke gepackt, zur Halblinkswendung gezwungen 
werden sollte. Erfolgte dieser Angriff mit starken Krästen, so drohte er die 
russische Armee nach Norden aufzurollen. Dann mußte der Gegner, wenn 
er die Schlacht durchfechten und seinem in die Zange genommenen linken 
Flügel zu Hilfe eilen wollte, eine allgemeine Frontänderung nach Süden 
ausführen und in dieser Richtung neu aufmarschieren. So hatten auch 
die Osterreicher bei Leuthen gehandelt, um die Schlacht wiederherzustellen, 
und dabei die Schlacht verloren. Wie Karl von Loethringen wurde Rennen- 
kampf in diesem Fall zu einer ungeheuren DTiefengliederung genötigt, die 
seine Ubermacht lahmlegte und zugleich die Anlehnung an das Haff und 
die Deime aufhob. Er focht dann mit schmaler Front und tiefen Flanken. 
Gelang es alsdanm, ihm auch die rechte Flanke abzugewinnen und ihm zu- 
gleich von rechts her die Reiterei in den Rücken zu schicken, so war aus der 
einseitigen wiederum doppelseitige Umfassung geworden und seine Armee 
der Vernichtung ausgesegt. 
Um die Schlache in die gewählte Form zu bringen, ordnete Generaloberst 
v. Hindenburg den Vormarsch in breiter Front an. Auf dem rechten Flügel 
marschierte das I. Armeekorps, das von Süden nach Norden über Arys 
auf Goldap angesetzt wurde und so den linken Flügel Rennenkampfs schon 
im Anmarsch umging. Das XVII. Korps ging links anschließend durch 
die Seenenge über Hötzen und Possessern vor. Das XX. Korps erblelt 
Angerburg als Ziel gewiesen, auf das es von Nastenburg über Drengfurt 
angesetzt wurde. Neben ihm schritt das XI. Korps auf der Linie Korschen— 
Nordenburg zum Angriff. Vier Armeekorps setzten sich also, eines rechts 
von den großen Seen, eines zwischen ihnen hindurch und zwei links von ihnen 
gegen den linken Flügel der russischen Stellung in Bewegung, um ihn von 
Flake, Front und Rücken anzugreifen, einzukreisen und nach Norden
	        
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