Die Schlacht an den masurischen Seen 257
Die neue Schlacht entbrannte auf den Flügeln. Am 6. September
trat die Königsberger Landwehr im Raum an der Deime zwischen Labiau
und Tapiau ins Gefecht, wo die Regimenter 4 und 48 bluteten. Am 7. Sep-
tember geriet die 3. Reservedivision der Flankengruppe bei Bialla an den
Feind. Am 8. September war die Schlacht an den großen masurischen Seen
in voller Entwicklung, ohne daß Rennenkampf wußte, wo der Gegner die
Entscheidung suchte.
Zunächst trug v. Morgens 3. Reservedivision die Last des Kampfes.
Ihr war die Flankendeckung des Umfassungsflügels und damit eine grund-
legende Operation zugefallen, die nur mit Anspannung aller Kräfte
und in voller Beherrschung der Aufgabe durchgeführt werden konnte.
Der Feind, der am 7. September bei Bialla erschien, war die Vorhut der
Grodnoer Kampfgruppe, die General v. Rennenkampf zum Flankenangriff
heranbefohlen hatte. Sie griff sehr zeitig an. Drei Tage rang die Division
v. Morgen, durch die Landwehrdivision v. d. Golg unterstügt, gegen den
starken Feind, dessen Kerntruppe, das III. sibirische Armeekorps, mit Schwung
und Kraft angriff. Zwischen Bialla, Arys und dem Doyckersee hielten die
Deucschen dem Anprall sland und dämmten den gefährlichen Ansturm Über-
legener Kräfee an den entscheidenden Tagen vom 7. bis 10. September
zurück. Die Landwehr, die auf dem linken Flügel dieser Flankenkorps focht,
sab sich vom XXII. russischen Korps angegriffen, das v. d. Golß von links
zu umfassen suchte und dicht an Lyck herankam.
Unterdessen hatte Frangois den Angriff auf Nennenkampfs linken
Flügel zwischen Lyck und Eckersberg, dem Oycker- und Spirdingsee vor-
getragen und war kämpfend über Gutten und Arys auf die Linie Groß-
Gablik—HOötzen gelangt. In schwerem Kampf wurde am 9. September
Groß-Gablik von der 1. Division genommen, während die 2. Division, links
vorgehend, bei Kruglinnen und Freudental focht. Leichte und schwere Ar-
tillerie zerschmetterte in stundenlangem Wellenschießen die russischen Baum-
schanzen, ehe die Infanterie zum Sturm vorgehen konnte. Am 10. September
war die Umfassung schon bis Goldap und Dillacken östlich von Angerburg
durchgeführt. Das I. Korps stand also hart in der Flanke der russischen
Armee. Die Sachsenreiter streiften bereits durch die Rominter Heide und
hatten dem Feinde die Seraßen nach Olehko im Süden und Mehlkehmen
im Norden verlegt. Gardereiter und Karabiniers fochten schon am 10. Sep-
tember bei Goldap, am 12. bei Kallweitschen. Der äußersie linke Flügel der
Armee Rennenkampf war geschlagen und sah sich von seinen Rückzugslinien
abgeschnitten und auf Insterburg zurückgeworfen.
Letze erst erkannte die russische Heeresleitung, daß die Schlacht, die in
der Front günstig fortzubrennen schien, auf dem linken Flügel verloren
gegangen war. Da stob der Generalstab, der am gasllichen Tisch des „Dessauer
Hofes“ getafelt hatte, rasch auseinander. Rennenkampf, der im Vorrücken
S#egemanns Seschichte des Kriege#. I. 17