Full text: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Erster Band. (1)

Am Onsestr und San 271 
Reiterei hielt die Linie Iloczow—Zolkiew und warf im Anschluß an die 
Kavallerie der Armeeabteilung Köveß einen dichten Schleier vor die ostgali. 
zische Gront des österreichisch-ungarischen Heeres. Dieser kühne Aufbau der 
3. Armee lockte den Feind zu umfassendem Angriff, der die Russen in die 
rechte Flanke des k. u. k. Nordheeres führte, wenn es ihnen gelang, gegen 
Halicz—Brzezany vorzudringen und Brudermann auf Lemberg abzu- 
drängen. 
Der Raum, der den zwischen Lemberg und Czernowiß zu versammelnden 
Streitkräften Osterreich-Ungarns zugewiesen war, wird am einfachsten durch 
einen Kreisbogen bezeichnet, den man feindwärts mit einem Nadius von 
114 Kilometern Länge um den Mittelpunke Stanislau beschreibt. Er berührt 
im Nordwesten Lemberg und im Südwesten Czernowiß als nahezu exzen- 
trischste Hunkte und im Nordosten Alecsinac, den russischen Grenzort unweit 
Jalosc. Das so umschriebene riesige Gebiet, das einem konzentrischen Ein- 
marsch von Osten und Südosten offen lag und zur Umfassung unmittelbar 
einlud, mußte nach dem Plane des österreichisch--ungarischen Generalstabes 
mit verhältnismäßig schwachen Kräften möglichst lange gehalten werden, 
um Lemberg und die ganze rechte Flanke der nordwestlich von Lemberg 
angesetzten Angriffsarmeen zu decken und diesen Raum und die Zeit zur 
Durchführung ihrer großen Angriffsbewegung zu sichern. 
Die Angriffsarmeen versammelten sich nördlich von Sambor am 
mittleren und unteren San und wurden in diesem schmäleren Raum zu 
starken Tiefenmassen zusammengefaßt und stützten sich auf die Festung 
Przemysl, wo das Hauptquartier aufgeschlagen wurde, und die strategischen 
Bahnlinien Westgaliziens. Am mittleren San marschierte die 4. Armee 
auf, zu deren Oberbefehl General der Infanterie Ritter v. Auffenberg 
ersehen war. Nördlich von PDrzemysl fanden ihre drei Korps, das VI., 
IX. unb II., um Jaroslau einen günstigen Versammlungsraum. Ihre Ka- 
vallerie skand zu Beginn des Aufmarsches, zwei Divisionen stark, weit 
vorgeschoben jenseits des San bei Lubaczow, nordwestlich von Lemberg, und 
kllärte gegen Norden und Nordosten auf, wo sich hinter der nahen Grenze 
das künftige Kriegskheater noch in tiefhängendes Dunkel hüllte. 
Sanabwärts versammelte General der Kavallerie Dankl als 1. Armee 
das X., V. und I. Korps und zwei Meiterdivisionen, die sich als linke Flügel- 
gruppe des Heeres dem Feinde am nächsten aufbaute und den Gegner vor 
ihrem linken Flügel vermuten durfte, also beizeiten eine Linksschwenkung 
ausführen mußee. ODie linke Flanke der Armee ODankl und des ganzen Heeres 
wurde durch die Weichsel gesichert und durch das Korps v. Kummer gegen 
eine Bedrohung von Iwangorod her gedeckt. Gelang es dieser Flanken- 
gruppe, die ihrerseies wieder durch ein deutsches Landwehrkorps gegen Nord- 
osten gedeckt war, die polnische Weichsel nördlich der Sanmündung am 
Übergang von Annapol zu erreichen und dort eine feste Stellung zur Be-
	        
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