274 Der Feldzug in Galizien und Südpolen bis zum 15. Sept. 1914
Kenntnis gesetgzt. Ackerfeuer flackerten auf, Nauchsäulen stiegen, bunte Wäsche.
stücke wurden ausgehängt, Glockenzeichen gegeben und von russischen und den
Russen zugewandten Kreisen eine ausgeklügelte Angeberei geübt, die in den
ersten Kampfwochen besonders störend und schädigend empfunden worden ist.
Am 18. August wurde im Hauptquartier zu Przemysl der bindende
Entschluß zu schlagen in den Befehl zur Gereitstellung des Heeres umgesetzt.
Die Acmceen wurden aus den Versammlungsräumen mit einer mächtigen
und eneschiedenen Bewegung nach vorn geschoben und zugleich der Feldzug
in Serbien stillgelege, um den schwachen rechten Flügel durch die Korps der
2. Armee zu verstärken und hier unter dem Oberbefehl des Generals v. Boehm-
Ermolli eine größere Kampfgruppe zu schaffen.
Die Ourchführung der allgemeinen Vorbewegung fußte auf dem ur.
sprünglichen Plane, nach welchem die linke Flügelgruppe zum Angriff
ausersehen war, während die rechte sich in der Verteidigung zu halten hatte.
Von den 750 000 Gewehren, 550 Bataillonen, 220 Eskadronen und 280 Bat=
terien, die Osterreich-Ungarn nummehr gegen Rußland ins Feld stellee,
wurden 350 Bataillone, 150 Eskadronen und 150 Batterien zur Angriffä.
gruppe zusammengefaßt und, in zwei Armeen unter den Generälen v. Dankl
und v. Auffenberg und das Flankenkorps des Generals v. Kummer gegliedert,
gegen Norden und Nordosten in Bewegung gesetze. Die 1. Armee Dankl
machte sich am 21. August fertig, mit starkem linken Flügel von der
Sanmündung zum Tanew nördlich Frampol vorzurllcken und die NRichtung
nach Norden zu nehmen. Zur Linken war sie von der Flankengruppe
Kummer gedeckt, die den Russen durch das Bergland der Lysa Gora gefolgt
war und zwischen der Kamienna und der Opakowka die Weichselniederung
erreicht hatte. Die Armee Danikl sollte alsbald das typische Rußland vor
sich finden, die weglose Tanewniederung, wo sich Sand, Sumpf und Wald
in spröder Abwechslung ausdehnten und die Bewegungen der Heeressäulen
und ihres Trosses hemmten.
Wäbrend Dankls 1. Armee sich zum Durchzug dieser verwunschenen
Gegend fertig machte, um vor dem Feinde die Höhen nördlich der
Tanewwaldungen zu gewinnen, hatte die 4. Armee Auffenberg rechts an-
schließend mit der Front über Cieszanow bis Niemirow für ein Vorgehen
nach Norden, Nordosten und Osten bereit zu sein. Der Armee Auffenberg
fiel also je nach dem Verhalten des Gegners die schwierige Aufgabe zu,
ihre Angriffsrichtung mehr nach Norden oder mehr nach Osten zu nehmen,
wodurch sie an den Brechpunkt der Gesamefront geriet und Angriffen von
zwei Seiten ausgesetzt wurde.
Um die 4. Armee des Generals v. Auffenberg in der rechten Flanke zu
sichern und fest zu stützen, mußte auch die 3. Armee des Generals v. Bruder-
mann weiter nach vorn versammelt werden, wo sie den Raum um Lemberg
bis zum Austragen der im Norden und Nordosten zu erwartenden Schlachten