Serben und Montenegriner 81
kraft Anatoliens vollständig auszunützen. Doch gelang es der Türlei alsbald,
800 000 Mann aufzustellen, die die Lebenspunkte des türkischen Reiches
im armenischen Hochland, in Mesopotamien, auf der Sinoihalbinsel, in
Sprien und an den Dardanellen sowie am Bosporus deckien und in der
Verschmelzung des militärischen Wollens mit dem des strategisch führenden
Deutschland die Kraft fanden, im Laufe der Jahre weitausstrahlende Feld-
züge zu führen.
Serben und Montenegriner
Zuallererst war Serbien vom Kriege erfaßt worden. Das Land hatte
seine Mobilmachung schon unter der diplomatischen Bedrohung durch
Osterreich--Ungarn vollzogen und war am 228. Juli 1914 zur Aufstellung
seiner ganzen Heeresmacht geschriteen.
Als natürliche Bergfestung steigt das serbische Land von den Lfern
der Drina, Save und Donau empor. Wohl lag die Hauptstade Belgrad
scheinbar ausgesetzt als verlorener Dosten an der Peripherie des Landes,
aber Donau und Save breiteten sich schützend davor aus. Das serbische
tfer überhöht die Donauebene beträchelich, und schmal angeseczte Versuche,
die Stromschranke zu überschreiten, mußten auf erfolgreichen Widerstand
rasch versammelter Kräfte am ULfer oder vor den Gebirgstoren des inneren
Landes stoßen. Einbrüche in Serbien boten nur dann Aussicht auf Erfolg,
wenn die Aufmerksamkeit des Verteidigers abgelenkt und der Übergang
über die Ströme an verschiedenen Stellen und mit starken Kräften erzwungen
werden konnte.
Die taktischen Bedingungen waren für die Angriffsbewegungen überall
ungünstig. Wo die wilde Drina von Süden nach Norden zur Save fließt
und die Westkgrenze Serbiens gegen Bosnien und Kroatien bildet, ist
unwegsames, gebirgiges Gelände. Wo Orina und Save sich vereinigen und
der Strom nun in breiter, nach Süden offener Schleife den Weg ostwärts
zur Donau sucht, steigt, diese Stromschleife ausfüllend, das Gebiet der
Macva an und schiebt sich als eine natürliche Günette von riesenhaften Ver-
bältnissen gegen die ungarische Tiefebene vor.
Ebenso erscheint das Bergland von Belgrad hinter dem Mündungs.
gebiet von Save und Donau als gewaltige Außenfeste aufgebaut. Ostlich
von Belgrad mündet die große Morava, deren Tal als Einfallsweg ins
Innere des Landes führt, zugleich aber die gegebene Zentralstellung der
serbischen Armee bildete. Diese besaß daneben auf den Höhen des Erzgebirges
nordwestlich von Kragujevac und nördlich von Kraljewo eine Flankenstellung,
an der nicht vorbeigegangen werden konnte. Standen die Serben hier und
in der großen Dalscharte zwischen Kragujevac und Misch versammelt, so
konnten sie je nach Amständen aus der Verteidigung zu mächtigem Gegenstoß
Stegemanne Geschichee des Krieges. I. 6