tun gedenke, erfahren wir nicht. Ooch, eines hören wir: es
ist eine Hilfskasse mit 200 Millionen Mark ins Leben gerufen
worden, die dem daniederliegenden Geschäfteleben durch
Kredite bei Aufträgen wieder aufbelfen soll. Aber das
kommt ja den Kleinen keinesfalls zugute. Selbstverständlich
geht man nach einer solchen förmlichen Anfrage mit einem Ge-
fühl der Leere in Hirn und Magen auseinander. Natürlich
kann aus der bloßen Anzapfung eine schwere Niederlage der
Regierung werden, wenn am Schlusse der Debatte etwa ein
Mißtrauensvotum beantragt und angenommen wird. Das
ist aber hier undenkbar. Wir haben nicht wie die Engländer
und Franzosen wechselnde Mehrheiten. Wir haben den alten
Bethmann-Block, und der hält wie Pech und Schwefel zu-
sammen, um seine Sünden zu decken. Selbstverständlich hat
er zu sich selber volles Bertrauen und erteilt sich nicht ein Miß-
trauensvotum. Selbstverständlich sind auch die demokratischen
und Zentrumsanfragen daher nicht viel mehr als ein Kitzeln
der Regierung. Sie lacht dazu mit todernster Miene.
Scheidemann gegen Ludendorff
Weimar, 26. März
Der jetzigen Regierung steht das Wasser bis an den Hals.
Die Dämme der Lüge, von jener ersten furchtbaren Lüge des
9. November angefangen, daß der Kaiser abgedankt habe,
werden von der Wahrheit überflutet. Nun kommt es zwar
vor, daß ein erfolgreicher Schwindler sich durchsetzt, aber
unsere rote Regierung taumelt von Mißerfolg zu Mißerfolg.
Da verfällt sie in der letzten Not auf ein cäsaristisch-bonapar-
tistisches Mittel. Durch eine „Diversion nach außen“ will sie
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