stimmender Faktor sein und Stück um Stück aus der Ver-
fassung heraussprengen. Sicher ist nichts mehr, wenn nicht
einmal die Verfassungemacher selber Achtung vor ihrem
Werke haben und es verleugnen. Insbesondere die Werk-
leute des neuen Staates, die Beamten, sehen nun ihre ver-
brieften Rechte verböhnt. Was man ihnen bietet, das sind
schöne Worte, sonst nichts. Ees ist begreiflich, daß in einer
Znterpellation der Parteien der Rechten diese Besorgnisse
heute zu lebhaftem Ausdruck kommen.
Die Antwort, die der sozialdemokratische Innenminister
Danvid erteilt, ist so fahrig wie die nervöse Anpreisung eines
zahlungsunfähigen Geschäfts, für das der Chef nach dummen
Teilhabern sucht. Er spricht von den glänzenden Aussichten,
die die Beamten in dem freien Volkestaat hätten. Herrlichen
Zeiten gingen sie entgegen. Sie seien nicht mehr Ocbjekt,
sondern Subjekt der Gesetzgebung. Sie dürften im Parla--
ment frei und ungehindert opponieren. Sonderbar, höchst
sonderbar. Als früher die agrarischen „Kanalrebellen“ gerade
wegen Opponierens ihrer Amter entsetzt wurden, da jubelte
die gesamte Linke. Sie ist also doch wohl nicht grundsätzlich
für die Freiheit der Opposition. Richt einmal innerhalb der
eigenen Partei. „Wer sich nicht fügt, der fliegt!“ heißt es
bei den Sozialdemokraten. In der Staatsverwaltung haben
sie es doch auch jetzt überall so gemacht und erprobte Beamte
bisweilen sogar durch übelbeleumdete Subjekte ersetzt, die
nur den einen Vorzug hatten, aus den Reihen der eigenen
Partei zu stammen. Auch sind unter dem neuen System
sämtliche obersten Stellungen dem Beamtentum genommen
worden. Schon der Unterstaatesekretär, der Minister erst recht,
kommt aus der Partei, und der Beamte, der jahrzehntelang
umsonst gelernt und studiert und gedient hat, darf ihn ge-
borsamst umschwänzeln. In der Hauptsache haben die Inter-
pellanten gefragt, wie es mit der Sicherung des materiellen
268 v