„den letzten Hauch von Mann und Roß“ einsetzt, hageldicht die
Schläge einander folgen läßt, keinen Augenblick dem Ge-
schlagenen Ruhe läßt, so daß Erzberger am heutigen Tage
zum ersten Male sichtliche Spuren der Ermattung zeigt und
nur röchelt: ich weiß nicht — ich kann mich nicht besinnen —
fragen Sie Rechberg — es ist schon lange her — ich kann
nicht alles behalten. In seinem Siegeslaufe überschreitet, wie
mir scheint, Helfferich jetzt auch manchmal die Grenzen der be-
sonnenen Taktik, macht allzuhäufig „Feststellungen“, die
letzten Endes Sache des Gerichtshofes sind, oder klopft selbst
da auf den Busch, wo doch wirklich nur eine ausschweifende
Phantasie Erzberger vermuten könnte: so kann ich mir trotz
aller unbegrenzten Möglichkeiten in Erzberger nicht vorstellen,
daß er wirklich einmal einem hergelaufenen Ausländer eine
salsche Legitimation als — Mitglied der Waffenstillstands-
kommission ausgestellt haben sollte.
Der Vorsitzende der Strafkammer sorgt in vorbildlicher
nparteilichkeit dafür, daß es auch auf dem Verfolgungsreiten
noch fein säuberlich zugeht, und hält den Angreifer in vielen
Fällen zurück, gibt allerdings auch Erzberger eins auf den
Hut, wenn der — unendlich viel plumper natürlich — zu
irgendeinem unkommentmäßigen Sauhieb auslegt. Dank
dieser Leitung wird es möglich, daß alles in allem dieser
Prozeß, in dem sachlicher und persönlicher Haß wie Stahl auf
Stein sprühen und in dem es keinen Pardon vor der Ver-
nichtung gibt, doch eine vornehme Ruhe aufweist, wie man
sie selbst in Bagatellsachen selten findet. Nur so kann die
Wahrheit allmählich zu ihrem Recht kommen.
Daß sie zu fünf Sechsteln sich bereits durchgesetzt dat,
darüber sind die von Tag zu Tag aufgeregteren Anwälte Erz-
dergers auch wohl kaum mehr im Zweifel. Es muß nicht
leicht sein, für die angebliche Reinheit eines Verlorenen ein-
zutreten, den sein eigener Fraktionschef preisgegeben hat.
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