hebens davon zu machen, verlesen, sowie aber in einer neben-
sächlichen Kleinigkeit der Beweis nicht schlüssig ist, heult er
los, ganz die bitterlich gekränkte Unschuld. Dies und das sei
einfach „unerhört“, barmt heute Erzberger und spielt den
ehrlich Entrüsteten. Man kann es ihm nachfühlen. Schon sein
Anwalt, Dr. Friedländer, protestiert gegen das „mittelalter-
liche Inquisitionsverfahren“, dem sein Klient unterworfen
werde, also sicherlich ist es schmerzhaft; übrigens wird der
Vorwurf mit der Erklärung, daß genau nach der modernen
Strafprozeßordnung verfahren werde, durch den Vorsitzenden
zurückgewiesen.
Besonders gekränkt ist Erzberger durch die Behauptung,
er habe einmal einem Ausländer eine falsche Legitimation
ausgestellt; und auch da habe es sich um einen Geschäftsfreund
gehandelt. Schon neulich habe ich angedeutet, daß ich an
diese hanebüchene Geschichte nicht glaube. Ich möchte auch
heute, wo ein Zeuge unter Eid aussagt, er habe den von Erz-
berger ausgeschriebenen Ausweis für das „Mitglied der
Waffenstillstandskommission“", den norwegischen Chemiker
Dr. Ravu (oder Raven), mit eigenen Augen gesehen, an einen
Irrtum glauben. Es wird sich wohl nur um eine Passier-
karte gehandelt haben, an deren Spitze „Die Waffenstill-
standskommission“ als ausstellende Behörde genannt war,
nicht der Vorzeiger als ihr Mitglied. Erzberger sagt selbst,
er habe solche Karten zu Hunderten, zu Tausenden ausstellen
lassen, um allen Petenten, Inländern wie Ausländern, das
bequeme Passieren und Reisen auch während der Aufruhr-
monate zu ermöglichen. Das klingt durchaus glaubwürdig.
Erzberger war immer der große Gnadenspender, der alles
machte, durch Entgegenkommen verblüffte, von Liebens-
würdigkeit triefte. ÄInd weil er alles machte, wandte sich
eben alles an ihn.
Erzbergers Aussage in diesem Punkte soll durch seinen
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