den Kollegen Richthofen. Der sei es nämlich gewesen, der
ihm den Schweizer Advokaten Dalberg zugeführt und vor-
gestellt hbabe. Und Talberg? Der war als Partei-
gänger der Entente allbekannt, bekam während des
Krieges wegen Spionageverdachts keine Einreise-
erlaubnis nach Deutschland und beschäftigt sich jetzt mit der
Verschiebung deutscher Kapitalien in die Schweiz. Der als
Jeuge vernommene Staatsanwalt Messerschmidt, der das
Verfahren eingeleitet und eine erkleckliche Anzahl von
Millionen Mark kurz vor der Verschiebung beschlagnahmt
hat, bekundet nun, daß der deutsche Reichsfinanzminister
mindestens der Begünstigung dringend verdächtig sei.
Nun will Erzberger den Talberg freilich nur einmal in seinem
Leben gesehen haben. „Vielleicht zweimal“, gibt er zu, als
Helfferich beschwörend und in sichtlichem Ernst in ihn dringt.
Ob er durch Mittelsmänner oder durch Mittelsfrauen Ver-
bindung mit Talberg gepflogen habe? Nein! Ob nicht Frau
Erzberger den Talberg sogar in seinem Büro in Zürich auf-
gesucht habe? Da mühsse er erst seine Frau fragen, erwidert
Erzberger. „Ich weiß viel mehr, als Sie ahnen, Herr Zeuge
Erzberger!“, beschwört Helfferich von neuem den Gegner.
Der fängt an, stockend zu antworten. Man erfährt, daß er
selber Hunderttausende von Mark — aber „auf ganz legalem
Wege“, wie er sagt — in die Schweiz auf sein Konto hat
überweisen lassen; selbstverständlich, wie er sagt, zu politischen
oder kirchlichen Zwecken, nicht zu persönlicher Bedienung.
Es liegt wie Gewitterschwüle in dem Saal. Das
Drama, das merkt jedermann in innerlichem Beben, naht
seiner Wende. Sein Held ist im Stürzen. Alles, was war,
ist lächerliche Kleinigkeit; daß Erzberger einem Herings-
händler Einfuhrgenehmigung für Damenwäsche verschafft
oder berufsmäßig die Reklamationen für Angehörige des
Thyssen-Rings durchgedrückt oder mit Herrn Gumpel aus
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