Hannover allerlei noch nicht ganz aufgehellte Ge-
schäfte gemacht oder zugunsten seines Duzfreundes Denk
300 000 Hosenträger geschoben hat, verblaßt doch gegenüber
dieser Schweizer Affäre. Und wie viele andere Affären
werden bei dem Kehraus der Gruppe 1 — Vermischung von
Politik und Geschäft — noch zu guter Letzt mitaufgewühltl!
Herr Erzberger schlägt alle Rekorde selbst mittelamerikanisch-
republikanischer Politikermoral. Früher pflegten unsere-
Leute draußen zu sagen: „So etwas könnte in Deutschland,
nicht passieren!“ Das war einmal. Zu Zeiten des „fluch-
würdigen“ alten Systems. AUnter der jetzigen Regierung
der unbeschränkten Möglichkeiten und der unmöglichen Be-
schränktheit ist es anders geworden.
Aber Erzberger ist nicht etwa erst seit dem berühmten.
November so; er war schon immer so. Die zweite Gruppe
der Helfferichschen Beschuldigungen, die Behauptung, daß
Erzberger als Politiker und Mensch verlogen sei, läßt es zum
Beweise dafür kommen. Der Fall Pöplau, aus der Zeit vor
etwas mehr als 13 Jahren, wo „die Eiterbeule aufgestochen“
wurde, wird als erster verhandelt. In der Form liebens-
würdig, in der Sache eisern, macht der damalige Chef der
Reichskanzlei v. Loebell seine eidliche Bekundung. Erzberger
suchte damals eine Niederschlagung des Disziplinarverfahrens.
gegen seinen Günstling Pöplau mit der Drohung, daß sonst
allerlei „Material“ gegen das Kolonialamt veröffentlicht
würde, zu erpressen, hat dies aber nachber schlankweg
abgeleugnet und die unwahre Behauptung aufgestellt.
Loebell habe sich gegen die Aufdeckung kolonialer Mißstände-
gesperrt.
AUnter vier Augen mit Herrn Erzberger zu reden, ist
anscheinend nicht ungefährlich; man muß einen Stenographen
im Kamin sitzen haben. In Moabit sitzen Stenographen.
lud am Richtertische sieht man fünf Charakterköpfe, die auch
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