ling durch phantastische Abertreibung seiner guten Eigen-
schaften, die schließlich auch ein Erzberger hat, zu retten ver-
suchen. —
Auf Geschworene in Buttenhausen würde das schließlich
auch Eindruck machen.
Auf Richter und Zuhörer in Berlin = Moabit wohl
Für unser Gemüt ist es ja freilich ein wohliges Aus-
ruhen, wenn es nun, nach all dem Geklirr der Streitäxte wäder
den geborstenen Ehrenschild Erzbergers, mit der treuherzigen
Erklämmg gestreichelt wird, wie „absolut rein“ dieser Erz-
berger aus dem Prozeß hervorgegangen, wie er in Sachen
Pöplau und auch sonst nur ein Oyfer seiner Anständigkeit
geworden sei. Nicht ein eingiger Fall der unsauberen Ver-
mischung von Politik und Geschäft sei erwiesen. Und was die
Lügenhaftigkeit betreffe, so sei Erzberger nicht lügenhaft,
sondern habe nur gelogen, hie und da mal, wie es so das Ge-
schäft eines Parlamentariers mit sich bringe, das ja mit dem
Beruf eines zu Sachlichkeit verpflichteben Richters oder
Kaufmanns nicht zu vergleichen sei.
Ich fürchte, daß Gordon mit diesen Ausführungen, ganz
abgesehen von Erzberger, dem heutigen Parlamentarismus
einen Bärendienst erwiesen hat. Aber er will offenbar
das, was sich durchaus nicht leugnen läßt, wenigstens aus dem
„Milien“ erklären, in dem Erzberger wirkte; also ganz nach
dem alten Rezept für die innere Behandlung von Schöffen
und Geschworenen. Dann hätte er freilich noch weiter zu-
rückgehen und uns augenzwinkernd ergählen müssen, wie der
arme kleine Hosenmatz Ergberger in Buttenhausen unter den
dortigen Viehhändlern aufgewachsen sei, deren Praktiken
selbstwerständlich in das wachsweiche Gemüt des Knaben sich
eingruben. So wurde Matthias Erzberger geradegu präde-
stiniert, sich später einmal für 12 000 Mark Jahresgehalt als
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