Full text: Hindenburg, Erzberger, Kapp

Er sei wider seinen Willen sozusagen am Portepee gefaßt und 
zum Bleiben gezwungen worden. Vielleicht hätte er noch 
hinzufügen können: er sei zu jung unb zu umneidet gewesen, 
um mit einer Kabinettsfrage etwas erreichen zu können. Die 
Jeit war für ihn noch nicht reif. Jetzt, nur jetzt konnte er zum 
Schlage ausholen. Ich habe für Helfferich, der Bethmanns 
rechte Hand war, aus diesem Grunde, weil er seine rechte 
Hand war, keinerlei besondere Sympathie. Ich kenne ihn auch 
nicht persönlich. Er hat aber etwas, was jeder Staatsmann, 
jeder Großindustrielle, jeder Feldherr haben muß: Witte- 
rung für Konjunktur. Jetzt endlich war die Kon- 
junktur so, daß der Riesenpolyp erschlagen werden konnte, 
der uns Deutschen die Lebensluft genommen hat. 
Und er hat ihn erschlagen. 
Der Gebrandmarkte. 
„Er“ ist nicht da. Man brennt heute dem Verurteilten 
nicht mehr persönlich mit dem Eisen das Feuermal auf die 
Stirn. Erzberger läßt sich in Abwesenheit verurteilen. Aber 
die Brandmarke ist von heute ab für jedermann sichtbar. „Er“ 
ist verurteilt, nicht Helfferich. Der Angreifer muß einige 
scharfe Ausdrücke mit 300 Mark und Tragung der Gerichts- 
kosten büßen, aber die Strafkammer bestätigt ihm, daß er 
seinen Zweck erreicht hat: er hat den Wahrheitsbeweis dafür 
erbracht, daß der Reichsfinanzminister z. D. Erzberger ein 
Geschäftspolitiker, ein Lügner, ein unanständiger Charakter 
ist; und noch dazu, daß er zum Nachteile Deutschlands ge- 
arbeitet hat. 
Nun mag die in Deutschland regierende parlamentarische 
Mehrheit darüber beschließen, wie lange sie diesen starken 
Mann noch als Anreißer vor ihrer schwarzrotgoldenen Bude 
stehen lassen soll. 
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