Ach so. Ja, richtig. Dummes Zeug. Schnitzler, der
große Hauptakteur, hat eine scharfe, aber sehr geschickte
Broschüre, „Einst und Jetzt“, gegen die heutige Regierung
geschrieben. Im übrigen sagen mir Leute, die ihn kennen,
daß er schon seit Monaten „einfach“ nach vorhandenen welt-
geschichtlichen Mustern, nach dem von Napoleon III. ge-
gebenen Beispiel die deutsche Republik umformen will. Unser
Kronprinz wird durch Volksabstimmung erblicher Präsident,
fertig. Einzelne Offiziere, die unserem Volke gern helfen
möchten und sich sagen lassen, die Weltgeschichte sei nur durch
Namen und Jahreszahlen verschieden, finden den Plan des
betriebsamen Journalisten und Staatsstreichlers „genial“
und wollen mitmachen. Mehr weiß ich nicht.
Ouerst Bauer und die anderen von diesem Konventikel
scheinen aber keine Politiker zu sein; angesagte Revolutionen
und Gegenrevolutionen gelingen nie. So etwas entlädt sich
wie ein Gewitter, wenn die Atmosphäre wirklich elektrisch
überladen ist. So etwas „macht“ man nicht. Wären die
Leute von der Nationalen Vereinigung nicht anständige und
naive Menschen, so würde ich sagen, es sind — Lockspitzel.
Meinen Söhnen habe ich immer gepredigt: haltet Euch vo#n
den Wortemachern fern, die für Putsche werben; schweigt in
sämtlichen Sprachen der Welt, wenn sie sich mit Euch an-
biedern wollen; nur ein AUmschwung in der Gesinnung des
Volkes kann den Umschwung im Staate bringen.
Am Abend zu Hause. Die letzten Wolff-Telegramme:
„Eine monarchistische Militärverschwörung in Döberitz.“
Der Hans! Herrgott, der Hans wird doch nicht.
Mein Junge ist jetzt als Leutnant in Döberitz der
Marinebrigade Ehrhardt zugeteilt. Vor ein paar Wochen
lag er noch im Lazarett in Tempelhof, weil wieder ein
Knochensplitter sich herausarbeitete. Von seiner zweiten
schweren Verwundung im Felde her. Da hatten Kameraden
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