Full text: Hindenburg, Erzberger, Kapp

— 2. 
Sonnabend, den 13. März. 
Das Telephon schrillt. 
„Guten Morgen, Vater! Ich stehe auf dem Wilhelmsplatz!“ 
„Seid ihr verrückt? Also wirklich ein monarchistischer 
Putsch? Ihr macht ja alles Keimende kaputt!“ 
„Kein Gedanke, Vater. Wir sind verfassungstreu. 
Sogar Ebert bleibt noch Friedrich der Vorläufige.“ 
„Das verstehe ich nicht!“ 
„Komm doch her.“ 
Auf der Straße haben merkwürdig viele Menschen frohe 
Gesichter. So frohe, wie man sie schon seit Jahren nicht mehr 
gesehen hat. Lauter Feiertagsgesichter. Vor dem Kohlen- 
keller drüben steht der rußige, alte Mann, der mürrische 
Peter, und strahlt. Nun wird alles wieder gut, sagt er; es 
sei auch die höchste Zeit, denn sonst stiege die Butter wohl noch 
gar auf hundert Mark das Pfund. Und der Kaufmann an 
der Ecke sagt: Gott sei Dank, die Schieberwirtschaft geht zu 
Endel Und die Müllträger vor dem nächsten Hof schultern — 
ruck, zuck — ihre schwere Last so taktgemäß, als exerzierten 
sie bei der Rekrutenbesichtigung, als klinge in ihnen ein 
Militärmarsch. And die alten blauen Schutzleute sind von 
einer bestrickenden Menschenfreundlichkeit, es fehlt nur noch, 
daß sie einem ein Kußhändchen zuwerfen. 
Ich bin auf einmal in eine von einem bösen Zauber er- 
löste Welt geraten. Auf aller Mienen, der Hohen und Ge- 
ringen, steht geschrieben: Der Dornröschenprinz ist dal 
In der Leipziger Straße weht aus einem Fenster des 
Kriegsministeriums die deutsche Reichskriegsflagge, die wir 
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