Full text: Hindenburg, Erzberger, Kapp

Ein Belannter, ein Offizier, der vor der Reichsbanglei 
Dienst hat, begrüßt mich und fragt, was ich zu dem Unter- 
nehmen der Brigade sage. 
„Ich kann Ihnen“, antworte ich, „nur Bismarcks 
Worte an den Prinzen Alexander von Battenberg wieder- 
holen, als der ihn sragte, ob er Fürst von Bulgarien werden 
solle: Auf jeden Fall wird es — eine nette Erinnerung für 
Sie sein.“ 
Am Abend, der friedlich heraufgieht, da bisher weder 
das Volk gegen die zahlreichen militärischen Streifen auf- 
sässig geworden ist noch auch die militärischen Streifen Ner- 
vosität zeigen, ist es sonderbar dunkel. 
Die Laternen brennen nicht. 
Streik? Generalstreik7 
Aber da es so friedlich ist, kommt man nur zur ästhe- 
tischen Würdigung der eigenartigen Beleuchtung. Es ist wie 
im Theater. Irgendwo sieht man ein Lichtchen, bört man 
einen Menschen tappen. In einzelnen Fenstern glimmt ein 
matter Schein. Aus einer Türspalte fällt ein Lichtstreif in 
rabenschwarze Finsternis. Vielleicht hämmert irgendwo Hans 
Sachs. Das „Brausen der Großstadt“ ist verstummt, in fast 
dörfliche Stille hinein bellt ein Hund. 
Zu Hause kein Tropfen Wasser. Alle Hähne sind 
trocken. « 
Der stumme Kampf beginnt. 
Um die geistige Finsternis durchdringen zu können, er- 
laubt die Kapp-#Regierung jetzt das Erscheinen der Zeitungen. 
Aber nun streiken die Buchdrucker. Und wo sie vielleicht 
arbeiten möchten, da fehlt der elektrische Strom für die 
Maschinen. Nur der „Vorwärts“ hat als einziges Blatt ins- 
geheim 45 000 Stück einer Nummer gedruckt, die von dem 
ausgehungerten Volk verschlungen werden. 
Die Wage neigt sich. 
19—
	        
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