angenommen, statt seiner den Professor v. Wilamowitz-
Möllendorff vorgeschbagen, weil jetzt ein Gelehrter von Welt-
ruf an die Stelle gehöre und er selber, Traub, doch nur
Außenseiter in einem sonst homogenen Kabinett sein würde.
Aber Propagandachef wäre er gern. Er möchte ein Tyrtäus
der Jugend sein. Dem Generalsekretär der Deutschnatio-
nalen, Herrn v. Lindeiner, hat Traub übrigens schon am
Sonnabend seinen Austritt aus der Partei erklärt. Das sind
ganz sompathische Züge. Schade, daß dieser Volksredner,
der wirkungsvollste nächst dem verstorbenen Naumann, in
die Kapp-Mühle geraten ist. Da kommt keiner unlädiert
heraus.
Einer der fesselndsten Charakterköpfe unter den neuen
Herren ist der als Wirtschafts- und Ernährungsminister aus-
ersehene Naumburger „Arzt und Volkswirt“ Dr. med. Georg
Schiele. Er kommt, wie Traub, von links, nennt sich, wie
dieser, auch heute noch einen Liberalen, was nach seinen
Worten mit der deutsch-nationalen Firma vollkommen ver-
einbar sei, und hat mit Traub zusammen die „Flugblätter
des liberalen Bürgertums“ herausgegeben. In zahlreichen
Provinzblättern bin ich Leitartikeln aus seiner Feder begeg-
net, die in unserer blutleeren Zeit durch volkstümliche Form
umd strotzend gesunden Menschenverstand verblüffen. Eine
seiner Schriften — sie ist im Büro Dr. Schiele, Berlin
SW. 11, Großbeerenstraße 5, zum Preise von 3 Mark zu
haben — liegt gerade vor mir: „Programm einer Anderung
unserer Ernährungspolitik. Mit einem dreifarbigen Schema
der deutschen Ernährung im Kriege. Berlin, April 1917.“
Die Verkehrtheit unserer Zwangswirtschaft hat nie einen
überzeugenderen Darsteller gefunden; er steht auf dem alten
liberalen Standpunkte, der heute von der Linken verlassen und
von der Rechten wiederbesetzt ist, daß Angebot und Nach-
frage, daß also der freie Handel der beste Regulator der
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