bei der Abwehr. An einzelnen Stellen sind zeitfreiwillige
Offiziere mit viehischer Grausamkeit zu Tode gemartert
worden.
Etwas zaghafter wird in der Reichskanzlei gelogen.
Von hier aus wird in verschiedenen Variationen immer
wieder die Nachricht verbreitet, es fänden auf Wunsch des
Stuttgarter Rumpfregimes Einigungsverhandlungen zwischen
der „alten“ und der „neuen“ Regierung statt; über 7 Punkte,
über 8 Punkte, über 5 Punkte, das wechselt. - Gutgläubig
nehmen das auch die Truppenteile in ihre Nachrichtenblätter
auf, und der Soldat glaubt und hofft; aber in zahllosen
Flugblättern wird die Meldung von der Gegenseite be-
stritten. Nahrung bekommt das Gerücht, mehr scheint es
wirklich nicht zu sein, durch das Eintreffen eines „Ver-
mittlers“ aus Dresden, des Generals Maercker, der dann, in
Begleitung des Staatskommissars für die öffentliche Sicherheit
v. Berger, in einem Sonderzuge nach Stuttgart fahren soll.
Kommt er auf Befehl oder aus gutem Herzen?
Darüber hört man nichts Gewisses, und darauf kommt
es doch an. Maoercker ist gewiß innerlich auf der Seite seiner
Kameraden, der Reichswehrgenerale in Berlin und den
übrigen Städten, und sicherlich schlägt ihm das Herz höher,
wenn die alten Flaggen sich im Winde blähen. Aber er ist
ein Gentleman. Er hat es nicht fertiggebracht, die Ebert,
Bauer, Koch und Genossen in Dresden zu verhaften, weil er,
der den ganzen vorigen Sommer über in Weimar mit seinen
freiwilligen Landesjägern die Sicherung hatte, dort mit den
Regierungsmännern zu oft pokuliert hat; der Noske ist ihm
dabei direkt ans Herz gewachsen. Nun hat er also beide lieb,
die Alten und die Neuen, und redet beiden gut zu.
In der Reichskanzlei wird er von sämtlichen Herren der
neuen Regierung nach seiner Legitimation befragt. Er ant-
wortet wörtlich: