nimmt er es mit seinem soldatischen Berufe. Je näher die
Gefahr, desto mehr taut er auf.
Und sie ist sehr nahe. Die alte Regierung nimmt die
Backen noch voll und sprudelt Verwünschungen wider die
Rechtsradikalen; derweil wird sie von den Linksradikalen
schon am Genick gepackt. Noske und Heine sollen das erste
Opfer sein. Vielleicht flattert die ganze Verfassung
hinterdrein und wir bekommen auf kaltem Wege an Stelle
des parlamentarischen Systems die sogenannte Diktatur des
Proletariats.
So ganz allmählich — das ist jetzt schon der vierte Auf-
stand der Unabhängigen und Kommunisten in fünfviertel
Jahren — können wir uns dann auch an die Güuillotine
gewöhnen.
Eine blasse Erkenntnis davon dämmert vor allem
unseren Militärs wohl auf. Es sieht nicht nach Kapp,
sondern nach Lüttwitz aus, wenn heute eine neue Ver-
ordnung angeschlagen wird, wonach Rädelsführer des
Generalstreiks und Streikposten, falls nicht bis um 4 Uhr
nachmittags die Arbeit wieder ausgenommen wird, die
Todesstrafe treffe.
Zu spät.
Und die ganze Verordnung atmet Amtsstubenluft. Wer
ist ein Rädelsführer? Das könnte doch nur in langwieriger
Gerichtsverhandlung festgestellt werden. Oder will man
unter drei Millionen Menschen in Berlin und Vororten
Rädelsführer herauszusuchen anfangen? Der Gedanke, daß
man damit „bis zum Nachmittag“ fertig werden könnte, paßt
in eine Operette. Die LUmstürzler von links machen das
anders. Im Moment der Amwälzung packen sie alle Köpfe
der anderen Seite und haben so wenigstens Geiseln in der
Hand: „Wolltt Ihr da draußen aufbegehren? Dann
baumeln Eure Leute!“ Bei dem Putsch der Rechtsradikalen
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