Verständigungsaktion mit den Vettern, sonst nichts, und da-
her wollte er den Krieg „nicht ausarten“ lassen. Als im
Jahre 1916 von den bundesstaatlichen Regierungen im Berlin
angefragt wurde, wie es mit dem rücksichtslosen Tauchboot-
kvieg stünde, ließ Bethmann antworten: mandürfe Eng-
land nicht zum Außersten treiben. Bis zum
letzten Augenblick hat er sich gegen dieses Kriegsmittel ge-
wehrt. Als er dann endlich dem Drängen nachgab, war es
zu spät. England hatte in aller Eile noch ungeheure
Proviantmengen aufstapeln können. Und dennoch — fast zu
wenig. „Um ein Haar“ wäre es doch noch zusammengebrochen,
wie Churchill, sein damaliger erster Lord der Admiralität, noch
am 12. Januar dieses Jahres öffentlich erklärt, wie es
Admiral Jellicoe schon früher gestanden hat, wie es die
amerikanischen Flottenchefs Sims und Rodman überein-
stimmend bekunden.
Aber gegen eine solche Anklage hat sich Bethmann heute
nicht zu verteidigen. Es sind ja seine eigenen Leute vom alten
Bethmannblock, die am Richtertisch sitzen und von ihm nur
hören wollen, daß er unschuldig sei; man wünscht von ihm
eine Anklage des alten kaiserlichen Deutschlands.
Es rast der See, er will sein Opfer haben. Hundert gezückte
Bleististe warten nur auf das eine Wort, auf das man den
Kaiser und Hindenburg umd Ludendorff, die Rechte und das
alte System, die Alldeutschen und die Vaterlandspartei, über-
haupt den ganzen verfluchten „nationalen Schwindel“ an-
nageln könnte. 6
Der ehemalige Kanezler rückt im ersten Teil seiner Aus-
führungen den Grafen Bernstorff zurecht. Nicht schroff etwa.
Aber die Demokraten müssen doch das Gefühl des begossenen
Pudels haben, wenn sie hören, wie gänzlich abgeschnitten von
jeder Information über große Politik ihr Schützling war und
wie falsch er Herrn Wilson beurteilt hat.
Hindenburg in Untersuchung 2
— 17 —