nicht die Deportierung der belgischen Arbeitslosen nach
Deutschland, wo sie für das Hindenburgprogramm einge-
spannt werden sollten, den Frieden zunichte gemacht habe. Da
läuft Herrn v. Bethmann Hollweg endlich die Galle über.
Man mag gegen seine Anzulänglichkeiten sagen, was man will,
ein guter Deutscher ist er doch immer geblieben. Er reckt sich
empor, er blitzt die Frager an, er umklammert fest beide Arm-
lehnen und ruft mit erhobener Stimme: wollten wir wirklich
immer weiter nur von unseren eigenen Sünden und
völkerrechtlichen Anomalien sprechen, statt von der größten
völkerrechtlichen Anomalie des Krieges, der englischen
Hungerblockade, unter der unser Volk auf Generq-
tionen verelendet sei?
Und zum erstenmal während dieser sonst so totenfeier-
lichen Verhandlungen gibt es Beifall im Saale. Hände-
klatschen, Bravorufe. Nicht nur hinter dem Geländer für das
Publikum, sondern fast bei allen Teilnehmern selbst. Einmal,
ein einziges Mal, ist ein echter Klageschrei erschollen.
Das Ergebnis auch dieses Tages bereichert uns nicht.
Wir haben noch einmal erfahren, daß Bethmann das Beste
gewollt hat, mehr Skeptiker als Tatmensch gewesen und
schließlich erfolglos geblieben ist: erfolglos gegenüber Wilson,
gegenüber der Heeresleitung, gegenüber seiner eigenen Reichs-
tagsmehrhbeit.
Es ist eine sehr schöne Sache, zwei Eisen im Feuer zu
haben; aber es ist gefährlich, einen hölzernen Kanzler da-
neben zu stellen.
— 24 —