Was herauskommen wird
5. November.
„Wir werden die Herren schon zu fassen kriegen!“
Der glänzende Kahlkopf Scheidemanns lief rot an, als
dieser „Ministerpräsident“ in Weimar das böse Wort binaus-
schmetterte. Ein Staatsgerichtshof sollte die Männer des
„alten Systems“ zu Galgen und Rad — in der Theorie natür-
lich — verdammen, ein parlamentarischer Untersuchungsaus-
schuß dazu die Vorarbeit liefern. Der hat sich in vier Anter-
ausschüsse gebeilt, die, wenn sie gründlich sein wollen, jahre-
lange Arbeit vor sich haben. Der zweite AInterausschuß, dem
mit vorbildlicher AUnparteilichkeit der deutschnationale Abg.
Landgerichtsdirektor Warmuth vorsitzt, hat nunmehr über
einen winzigen Ausschnitt aus der Kriegszeit, über den
Dezember 1916 und den Fanuar 1917, zwei der vielen
Hunderte von Zeugen vollständig vernommen, Bernstorff und
Bethmann. Das sind die beiden großen „Kanonen“ der
Demokratie, die Ludendorffgegner, von deren Aussagen man
sich händereibeend einen Bombenerfolg geweissagt batte.
And nun? Scheidemann wird bereits elegisch. In ver-
wwautem Kreise gesteht er zu, daß man sich vielleicht — in der
Besetzung des Ausschusses vergriffen habe. In der Tat:e: die
David und Sinzheimer und Cohn sind mitleiderregend. Am
Tische, der der fremden Diplomatie vorbehalten ist, sitzen ein
paar Attachés und tauschen, meist auf englisch, leise ihre Ein-
drücke aus. Sie müssen sich Gewalt antun, um ernst zu
bleiben. Besonders der Weltenrichter Sinzheimer aus Frank-
furt a. M., der noch so wenig europäisiert ist, daß er das
Deutsche nicht ohne ständigen Zungenfehler meistert, erregt ihr
Kopfschütteln, wenn er von der „englichen“ Regierung spricht
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