zu erpressen suchen. Niemand hört mehr auf Gothein hin.
Der Vorsitzende muß wiederholt um Ruhe bitten und schließ-
lich erklären, Privatgespräche seien draußen abzumachen. Da
verläßt, einer hinter dem anderen, ein großer Teil der An-
wesenden allmählich den Saal. Eine vernichtendere Kritik
ist kaum denkbar. Es sind auch Parteifreunde Gotheins
darunter.
Auf der Filmleinwand hat das exzentrisch Groteske
seine Berechtigung. Wenn da einer seinen Kopf abreißt, in
die Ecke wirft, dann mit dem Finger winkt, und der Kopf
fliegt wieder an Ort und Stelle, so ist das zum Lachen. Jetzt
erleben wir etwas Ahnliches. Die Leute, die den Tauchboot-
krieg verwarfen, winken ihn nun, drei Jahre später, im Aus-
schußsaale heran. Schwupp, Vaterlandsretter. Nachträglich
erwachte kapitolinische Gänse. Und das Ganze ist doch nur
schlechter Kientopp. «
HelfferichsTag
12. November.
Mit 27 Jahren Hochschullehrer der Nationalökonomie,
mit 34 Direktor der anatolischen Eisenbahnen in Konstan-
tinopel, mit 44 Vizekanzler des Deutschen Reiches: ein
Dutzendmensch ist dieser Helfferich gewiß nicht. Kaum hat er
vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuß seine
Verteidigungs-, nein, seine Anklagerede begonnen, so steht
alles im Banne seiner starken Persönlichkeit. Endlich einmal
ein Mann, der da weiß, was er will, und er weiß viel.
Bethmann sinkt zurück in wesenlose Tiefen; von Bernstorffs
verwehter Existenz zeugt überhaupt nur noch ein leiser
Taschentuchduft. „Wenn Helfferich auch noch Charakter
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