Um Wilson
14. November.
Die Minister ohne Portefeuille seien unentbehrlich, ihrer
harre eine große Menge Arbeit, ohne sie werde man gar nicht
fertig. So haben wir es bei der Etatberatung in der National-
versammlung gehört. Und nun sitzt der Minister ohne Porte-
feuille Dr. David, der für die „große Menge Arbeit“ von
allen Steuerzahlern schwer besoldet wird, jeden Tag im Unter-
suchungsausschuß, dessen Mitglied er gar nicht ist, am Richter-
tisch und hält dort Reden gegen die frühere kaiserliche Regie-
rung, und er sitzt abends in irgendeiner Volksversammlung
und hält dort Reden gegen die frühere kaiserliche Regierung,
und er kommt tags darauf wieder in den Untersuchungs-
ausschuß und hält dort Reden gegen die frühere kaiserliche
Regierung. Je mehr die Vernehmungen die Reinlichkeit und
Gewissenhaftigkeit der Männer des alten Systems erhärten,
desto schärfer redet der unverantwortliche Portefeuillelose.
Das ist ein Skandal, und er führt zu Skandal.
Helfferich verwahrt sich dagegen in einer meisterlich
feinen Art, indem er, ohne irgendein Wort der Kritik hinzu-
zufügen, einsach einander gegenüberstellt, was der ameri-
kanische Landesfeind Gerard („die ganze Welt
kennt und achtet Bethmann wegen seiner Ehrenhaftigkeit")
noch heute in seinem Buche schreibt, und was der deutsche
Reichsminister David (von dem „plumpen Betrugs-
versuch der Bethmannregierung gegen Wilson“) am letzten
Sonntag in öffentlicher Rede behauptet hat.
Die Zuhörer geben spontan ihre Zustimmung zu
Helfferichs Feststellung kund, am Richtertische entsteht ein
kleiner Aufruhr, der Minister David schwenkt zitternd seine
— 41 —