diplomatischen amerikanisch-deutschen Beziehungen am
31. Januar 1917.
In gquecksilbriger Beweglichkeit macht Sinzheimer hinter
jeden Satz ein Ausrufungszeichen oder irgendeine rätselhafte
andere Interpunktion mit den Händen. So arbeiten in
Sensationsstücken die Hypnotiseure auf der Bühne. Nur
fehlen hier im Saale die kleinen hysterischen Mädchen als
Medien dieses gelockten Svengali. Wie ein altes gotisches“
Bildwerk, kantig aus Holz geschnitzt, sitzt Professor Dietrich
Schäfer da, ungerührt durch die Hampelmannkünste des
Redners. Auch die Bethmann und Helfferich und Zimmer-
mann sind dagegen gefeit. Vor diesem Gerichtshof ist
sogar der Hohenfinower, der vielleicht am meisten durch seine
politische Kurzsichtigkeit dazu beigetragen hat, daß „Deutsch-
land eine geschichtliche Episode“ geworden ist, ein Mann von
ragender Größe; der ehemalige Kanzler, dem manche Zu-
schauer Gebrochenheit ansehen wollen, macht nach meiner
#berzeugung eber den entgegengesetzten Eindruck, und wir
würden es ihm auch nicht verdenken, wenn er hier nur das
Gefühl des Ekels hätte.
Graf Bernstorff, elegant und noch sicher, sitzt an seinem
Sachverständigentisch gegenüber der Korona der parlamen-
tarischen Untersuchungsrichter. Sie sind ihm persönlich zum
großen Teil bekannt; er macht ja als Vorsitzender des
„Demokratischen Klubs“, wenn sie dorthin kommen, im Hotel
Bristol die Honneurs. Auch ihre zunehmende Nervosität
macht ihn nicht unruhig. Die Sinzbeimer und Bonn, die
Katzenstein und Cohn, alles Leute von ausgeglühtem Wüsten-
uradel, setzen ihm zu, weil sie von der Periode, in die der
12. Dezember 1916, das Friedensangebot der deutschen Re-
gierung, fällt, die große Sensation in ihrem Sinne erhoffen.
Die Sensation kommt auch, aber sie ist von ganz anderer Art,
als sie dachten. Anter seinem Eide — „kaum ist ihm das
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