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dem Rückwege von Italien begriffen. Er mußte durch die Veroneser
Klause, einen Engpaß der Etsch: Auf der einen Seite rauscht der
wilde Fluß, auf der andern engen den Weg steil aufsteigende Fels-
wände ein. Diese hielt Alberich, ein Adeliger aus Verona mit einer
Schar besetzt. Er drohte, jeden der ohne Lösegeld durchziehen wollte,
mit Felsstücken zu zerschmettern. Was sollte der Kaiser thun? Da
schaffte der kübne Otto Rat. Mit 200 seiner Mannen erstieg er unter
fast übermenschlichen Mühen, von den Wegelagerern unentdeckt, die
Felswand und erreichte sogar einen noch höheren Punkt als Alberich,
so daß er nun diesem selbst das Schicksal bereiten konnte, das er dem
Kaiser angedroht hatte. Zu einer Flucht war keine Gelegenheit.
Alberich und seine Mannen traf das verdiente Los. Groß war im
deutschen Heere die Freude über Ottos Heldenthat, zu der ihn sein
kühner Mut, aber auch seine körperliche Kraft befähigt hatte.
Otto waltete als Herzog sehr einsichtsvoll. Der
Herzogsbezirk beschränkte sich auf München, die Herzogs-
burg zu Regensburg mit Gerichtsbarkeit und die Graf-
schaft Burghausen. Als Stammgüter besaß Otto die Graf-
schaften Scheyern und Wartenberg, die Grasschaft an der
Aitrach und Güter um Straubing, die bayerische Pfalz-
grafschaft mit Neuburg, Ingolstadt, Kelheim und einige
Allodien um Lengenfeld. 1182 erwarb er noch die Graf-
schaft Dachau. Er erhob Kelheim zur Stadt und legte
Landshut an. Nur drei Jahre erfreute sich das Land
seiner Regiernng. Seinem Sohne Ludwig dem Kelheimer
(1183—1231) wurde die Erblichkeit des Herzogtums Bayern
im Hause der Wittelsbacher urkundlich zugesichert. Ottos
Enkel, Otto der Erlauchte, brachte durch seine Heirat die Pfalz
an Bayern (1228). Die beiden Urenkel Ottos teilten nach
kurzer gemeinschaftlicher Regierung sich so in ihr Erbe, daß
Ludwig II. der Strenge Oberbayern, die Rheinpfalz und das
Burggrafentum Regensburg, Heinrich XIII. Niederbayern
und die Herzogsburgen in Regensburg und Landshut erhielt.