Full text: Deutsche Wappenrolle.

erscheinen an goldenen Stielen drei Pfauenwedel. . Der Schild 
wird von zwei auf einem Postamente stehenden, rücksehenden, 
naturfarbenen Löwen gehalten. Im Mittleren Staatswappen 
kommen die Schildhalter in Wegfall. Der Schild mit der Burg 
allein wird als Aleines Staatswappen benützt. 
Vom heraldischen Standpunkte liesse sich einiges gegen die heute 
übliche Darstellung des Wappens einwenden; der Goldsaum des Schildes, 
die Goldgriffe der Pfauenwedel, obwohl schon im XVI. Jahrhundert nach- 
weisbar, tragen doch wenig alt-heraldischen Charakter an sich, dagegen ist 
die Anbringung Jer Helmdecke, ohne welche der Hamburger Helm ölter 
dargestellt wurde, sicherlich mit Beifall zu begrüssen. 
Wir verdanken die Mitteilung über das offizielle Wappenbild von 
Hamburg der Liebenswürdigkeit Herrn Senatssekretärs Dr. Hagedorn, 
des Vorstandes des dortigen Staatsarchives. 
Das alte Hammadurg, ein Kastell gegen die Slaven, wahr- 
scheinlich um 808 von Karl dem Grossen erbaut, wurde bald 
darauf zerstört; wieder neu errichtet, wurde es 831 zu einem 
Erzbistum erhoben und zum Mittelpunkte für die Christianisierung 
des europäischen Nordens bestimmt. Im Jahre ıiıo kam die 
Stadt in den Besitz der Grafen von Schauenburg, deren Regiment 
aber der Stadt keine besonderen Schwierigkeiten bereitete. 1510 
wurde Hamburg auf dem Reichstage zu Augsburg zur freien 
Reichsstadt erhoben, von Dänemark aber als solche erst 1768 
anerkannt. 
Das älteste Siegel der Stadt hängt an einer Urkunde vom 
Jahre 1241 und zeigt zwischen zwei gezinnten Rundtürmen ein 
geschlossenes Stadtthor, hinter dem ein einstöckiger Giebelbau 
mit hohem Kreuze an der Spitze sichtbar wird. Zu Seiten des 
Kreuzes erscheint je ein sechsstrahliger Stern. 
Die Legende lautet: + SIGILLVM $ BVRGENSIVM DE 
HAMMENBVRCH. 
Für uns ist aber das zweitälteste Siegel vom Jahre 1254 
(Fig. 124) von grösserem Interesse, weil es als Vorlage für die 
Form der jetzt geführten Darstellung der Burg im Wappen Ham- 
burgs diente. 
Im Sekretsiegel, das zuerst im Jahre 1313 erscheint, ist über 
dem Mittelturme das schauenburg-holsteinische Nesselblatt dar- 
gestellt, dem wir in den Siegeln und namentlich in den Ham- 
burger Münzen häufig begegnen. 
Das Helmkleinod wird zum erstenmale in den 1594 ge- 
prägten Schauthalern sichtbar. Die Fähnchen und Pfauenwedel 
erinnern an das Kleinod der Schauenburger (Fig. 107). 
Auf einigen dieser Schauthaler wird der Hamburger Schild 
von zwei nackten Frauengestalten gehalten, doch lassen sich 
schon 1591 auf einem Thonbecher (Stadtbibliothek) Löwen als 
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Schildhalter nachweisen. Offiziell treten diese Schildhalter 
aber erst circa fünfzig Jahre später auf und nun erscheint 
auch auf den amtlichen Verordnungen das grosse Wappen der 
Stadt. 
Die Farben des Wappens waren nicht festgestellt und die 
Maler behandelten das Wappen in dieser Beziehung mit grösster 
Freiheit. 
Sehr häufig erschien die Burg in roter Tinktur, der Schild 
weiss mit goldenem Saum, aber auch umgekehrt, so in den 
  
  
  
Fig. 124. Hauptsiegel von Hamburg. (1254-) 
Wappenbüchern von Fürst (1657), im alten Siebmacher (1703) 
u. a ım. 
Erst im Jahre ı835 ging man daran, das Wappenbild 
einigermassen zu fixieren (Senatsbeschluss vom 13. April) und 
entschied sich für die silberne Burg im roten Felde, im Hin- 
blick darauf, dass die Farbe der alten Hamburger Flagge stets 
rot gewesen war. Die Fähnchen am Helme bildete man dem 
alten lübischen Kleinode nach, erst später griff man zur alten 
Form, den Fähnchen mit dem Wappenbilde, zurück. 
Von Napoleon hatte Hamburg einen eigenen Wappenbrief 
(13. Juni 1811) erhalten, worin der Stadt ein silberner Schild 
mit roter Burg auf grünem Boden, nebst einem roten Schildes- 
haupt mit drei goldenen Bienen (Auszeichnung der »bonnes 
villes«) zu teil wurde. Dieses Wappen hatte aber keine lange 
Lebensdauer.
	        
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