Full text: Deutsche Wappenrolle.

wendung gebracht, denen bisher nach bestehender Anordnung 
oder Uehung das grosse Siegel beigedruckt worden war. 
Das sächsische Staatswappen, wie es die Figur 47 zeigt, 
findet sich in den Siegeln der Behörden, der Staatsinstitute u. s. w.; 
seine Zusammensetzung dürfte unter König Johann erfolgt sein. 
Auf den Vereinsthalern der fünfziger Jahre ist dieses Wappen 
bereits zu sehen. 
Vorher, seit der Annahme der Königswürde durch Kurfürst 
Friedrich August (Proklamation ddo. 20. Dezember 1806) wurde 
nach Verordnung vom 29. Dezember 1806 nur ein Provisorisches 
Wappen mit Vorbehalt künftiger Bestimmungen geführt. Es 
bestand aus dem Schilde, dem Band der Rautenkrone und einem 
Wappenmantel, der aus einer Königskrone herabfiel. 
Se. Majestät der König von Sachsen benützt in den Siegeln 
als persönliches Wappen nur den Rautenschild, entweder unter 
einem Wappenzelte oder Wappenmantel stehend, Baldachin und 
Mantel mit einer Königskrone geschmückt. Je nach der Grösse 
des Siegels kommt mitunter auch das Ordensband als Dekoration 
zur Anwendung. 
Ihre Königl. Hoheiten die Prinzen und Prinzessinnen führen 
dasselbe einfache Wappen. 
Die Hoflieferanten führen das Staatswappen, wie es in den 
Siegeln der Behörden erscheint. (Fig. 47.) 
Die Mitteilungen über das sächsische Wappen verdanken wir der 
Güte des Vorstandes der Kanzlci des Ministeriums des Königlichen 
Hauses, sowie der Direktion des Königlich Sächsischen Hauptstaats- 
archives in Dresden. 
Das Wappen des Herzogtums Sachsen, der schwarz-goldene 
Balkenschild mit dem darüber gelegten grünen Rautenkranze 
stammt aus der Periode der vierten Dynastie der sächsischen 
Herzöge, aus jener Zeit, in der das Geschlecht der Askanier 
(Anhalter) auf dem sächsischen Throne sass. (1180—1422.) 
Die Askanier führten im gespalte- 
nen Schilde vorn als Markgrafen von 
Brandenburg (bis 1319) den branden- 
burgischen Adler, ihr eigentliches Ge- 
schlechtswappen, rückwärts dasWappen 
von Ballenstedt, die schwarzen und go!- 
denen Balken. (Siehe Anhalt, Tafel 
XII) 
Die Heidelberger Handschrift des 
sächsischen Land- und Lehnrechtes aus 
dem Ende des XIII. Jahrhunderts, so 
wie die Züricher Wappenrolle (Fig. 48) 
zeigt diesen gespaltenen Schild in Farbe. 
Die Zahl der schwarzen und golde- 
nen Streifen, sowie ihre Aufeinanderfolge war damals, zur Zeit 
der lebenden Heraldik, noch nicht so feststehend wie heute. 
Das zum Schilde gehörige Kleinod bestand, wie die Figur 
zeigt, aus einem breitkrämpigen Hute, oben mit einem Pfauen- 
stoss geschmückt. 
Schon in der zweiten Hälfte des XIII. Jahrhunderts (1261) 
erschien in den Siegeln der Askanier ein Beizeichen im Schilde, 
ein Zweig mit Blättern, schräg über den Schild gelegt, der so- 
genannte‘ Routenkrang, wahrscheinlich zum Unterschiede von 
den benachbarten, ebenfalls einen Balkenschild führenden Dynasten- 
geschlechtern in das sächsiche Wappen aufgenommen. 
Dass dieses grün tingierte Beizeichen ursprünglich ein be- 
laubter Zweig war, beweist die Siegelfigur Herzog Erichs I. aus 
der Linie Sachsen-Lauenburg (1308) ganz deutlich. Schild und 
Helmkleinod, sowie auch die Decke des Pferdes sind mit Laub- 
zweigen geschmückt. (Fig. 49.) Am Hute des Helmkleinodes, 
auf dem sich das Schildbild wiederholt, musste selbstverständlich 
die Raute Zrangartig gewunden werden, daher auch der Name. 
  
Fig. 48. Wappen von Saclısen. 
(Züricher W.R. c. 1330.) 
33 
  
Ob der Name »Raute« aus dem Worte »Rute« (Zweig) entstanden 
ist, oder ob in Wirklichkeit die »Rautenpflanze« (lat. Ruta), das 
im Mittelalter hochgeschätzte Rettungsmittel vor dem »schwarzen 
Tod« über den Schild gelegt wurde, ist nicht mit vollkommener 
Sicherheit zu entscheiden. 
Die Rute, deiderseits mit Blättern besetzt, findet sich im 
Schilde der Herzogin Katharina von Mecklenburg, geb. Herzogin 
von Sachsen-Lauenburg (} nach 1448), in der Hl. Grabkapelle 
der Klosterkirche zu Doberan. 
Der breitkrämpige Hut verwandelte sich allmählich in einen 
Spitzhut (Siegel Herzogs Rudolf I. 1335), der sich bereits in 
LE) 
I 2 
  
Fig. 49. Figur aus dem Reitersiegel Herzog 
Erichs I. von Sachsen-Lauenburg. (1308—1361.) 
einem Siegel des Kurfürsten Wenzel, 1384, aus einer Helmkrone 
erhebt. 
Nach dem Aussterben der Linie Sachsen-Wittenberg 1422, 
die seit 1260, in welchem Jahre das Askanische Haus sich in 
die Linien Wittenberg und Lauenburg geteilt hatte, das eigent- 
liche Herzogtum, spätere Kurfürstentum Sachsen besessen hatte, 
fiel dasselbe, trotz der Ansprüche von Sachsen-Lauenburg (diese 
Linie erlosch erst 1689) 1423 an die Markgrafen von Meissen aus 
dem Hause Wertzin. Am ı. August 1425 wurde zu Ofen Friedrich 
der Streitbare von Kaiser Sigismund feierlich mit Sachsen be- 
lehnt. Das Haus Wettin behielt den Ballenstedter Schild mit 
dem Ruten- oder Rautenkranze als Wappen des Herzogtums 
Sachsen auch fernerhin bei. Die Enkel dieses ersten Kurfürsten 
von Sachsen aus dem Hause Wettin teilten dasselbe in zwei 
Linien, in die Emestinische, der die Grossherzöge und Herzöge 
— und in die Albertinische, der die Könige von Sachsen ent- 
stammen. (Weiteres siehe bei Tafel XI.) 
Das Wappen der Markgrafschaft Meissen, die seit 1089 im 
Besitze der Wettiner ist (seit 1123 erblich), zeigt in Gold einen 
schwarzen Löwen. Das ursprüngliche Heimkleinod war ein 
mit Gold umwundener Pfauenfederhalter, der durch die Mitte 
einer silbernen Scheibe gesteckt war. 
Conrad von Würzburg beschreibt das Kleinod in seinem 
Turnei von Nantheiz mit folgenden Worten: 
»Der marcgräv üzer Missenlant 
kam dar, alsam die werden tuont. 
ein stange üf sime helmce stuont 
rilich von pfäwen vederin. 
daz klcinoet cdel unde [in 
sach man dä verre glesten. 
Der stil biz an die questen 
bewunden waz mit golde. 
näch höher wirde solde 
enmitten gienc dar ümbe 
ein schibe, diu mit krümbe 
die lichten stangen dä beslöz. 
von silber was sie niender biöz, 
wan si verdecket was dä mite.«
	        
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