zweyen rothen Hirschgestirn, jedes von sechs,. als unten drei
und oben so viel Enden entspringen ein aufrechts und einwärts
gekehrter aussgebreiteter schwartzer Adler zum Flug geschickt.«
In diesem neuen schwarzburgischen Wappen sind also
Hohnstein (von Rot und Silber geschacht, als Kleinod rote und
silberne Hirschstangen), Lauterberg (goldener Löwe in Rot über
von Gold und Rot achtfach quergestreiftem Felde, als Kleinod einen
Pfauenstoss) und Klettenberg (in Silber ein schwarzer Hirsch),
die Wappen der hohnsteinischen Lande, aufgenommen worden.
Die Hirschstangen der Hohnstein dürften vielleicht aus dem
Klettenbergischen Wappen stammen, das schwarz-silberne Hirsch-
stangen als Kleinod geführt haben soll. Wir finden die Hirsch-
stangen schon um 1335 in einem Siegel Heinrich d. J. von Hohn-
stein, allerdings nicht als Kleinod, sondern nur als Beigabe um
den Raum zwischen dem Dreieckschilde und dem kreisrunden
Schriftbande des Siegels zu füllen. Der Hirsch von Klettenberg
ist in einem Siegel des Grafen Friedrich 1272 nachweisbar.
Im Jahre 1584 teilte sich das Haus in Schwarzburg-Arn-
stadt und Schwarzburg-Rudolstadt. Erstere Linie verzweigte sich
im Laufe des XVII, Jahrhunderts abermals in mehrere Linien,
von denen 1716 alle bis auf Schwarzburg-Sondershausen aus-
gestorben waren. Am 3. September 1697 wurde Sondershausen
in den Reichsfürstenstand erhoben (Rudolstadt nahm erst 1710
den fürstlichen Titel an) und erhielt ein neues, von dem gerade
100 Jahre früher verliehenen, in manchen Stücken abweichendes
Wappen, dessen Beschreibung wir nach Junghans (Regenten-
geschichte) hier folgen lassen:
»Ferner erlauben Wir aus Kaiserlicher Macht und Voll-
kommenheit, dass Ihro Lbdl. Lbdl. und deroselben Mann und
Weibliche Descendenten, führohin, und zu ewigen Zeiten, nach-
geseztes Fürstliche Wappen in allen Vorfallenheiten sich ge-
brauchen und bedienen, als mit Namen, einen Schild, mit blau,
gelb und schwarzfarbigen Kreuz, in vier Theile zertheilet, dessen
hinter- unter- und ober Theil linkerseite mehr mahlen nach der
Länge herab also abgetheilet, dass der hintere, unter und vorder
obere, ein roth und weisser Schacht, vorder, unter und hinter
obere, roth, darinnen vier gelbe, oder verguldete Balken liegen,
auf deren jeden obern ein güldener Löwe zum Streit gericht,
mit aufgehobenen doppelten Schwanz und aufgerissenen Rachen
abzunehmen, rechterseits ebenermassen unter und obern Schilds- _
theil, nach der Länge herab also zertheilet, dass deren hinter,
unter und vorder obere, gelb oder goldfarbig, in welchen ein
schwarzer einfacher Adler mit ausspreitzenden Füssen, auf
gehobenen Flügeln, aufsperrenden Schnabel und roth vorge
schlagenen Zunge, vorder, unter, und hinter obere, weiss oder
silberfarbig, in denen zwei rothe Hirschgeweihe zu ersehen, auf
der Mitte des Kreuzes ist ein gelber Herz-Schild, darinnen ein
schwarzer doppelter Adler, mit aufgehobenen Flügeln, und in
den linken Klauen den Kaiserlichen Reichs-Apfel, in den rechten
aber den Reichs-Scepter haltend, auf der Brust habend ein gar
kleines gelbes Herzschildel, darinnen ein rother Herzogs-Huth,
und über des Adlers zwei Köpfen eine Kaiserliche Krone zu
ersehen, auf beiden Seiten sind noch zwei andere Herzschildel
in denen hintern weisen, ein schwarzer Hirsch, zum Fortgehen
gerichtet, und vor deren blauen, ein gelber, grimmiger gekrönter
Löwe, zum Streit gestellet, mit aufgehobenen doppelten Schwanz,
aufgerissenen Rachen, und roth vorgeschlagener Zungen zu er-
sehen, und unter dem grossen quartirten Schild, in gelben Feld
ein rother Harke, oder Räche, und über diesen, nach der Länge
liegend, eine rothe Hark- oder Räche-Gabel, über besagten
quartirten Schild stehen sechs, frei offene, Adliche Tourniers-
Helm, geziert mit ihren Kleinodien,. und die drei ersten oder
linken, mit roth, weiss und schwarz vermengt abhängenden
Helmdecken, in welchen eine eingeflochtene Wald-Frauen-Gestalt,
mit abfliegenden Haaren um das Haupt, und untern Leib, einen
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grünen dickbauschichten Kranz habend, mit der einen Hand den
Schild ergreifenden in der äussern einen copy, mit roth und
einwärts fliegend, und Fähnlein haltend, die andern drei Helme,
mit schwarz, weiss und roth vermengten Helmdecken, in denen
ebenermassen eine eingeflochtene Wald-Manns-Gestalt, in langen
zotigen Haar und Bart, mit gleichen grünen Kränzen und Fähn-
lein mit der innern Hand auf gleiche Art den Schild haltend,
zu ersehen, und seyn besagte sechs Helme, alle mit güldenen
Helm-Kronen geziert, und aus deren erstern zwischen zwei
rothen Hirschgeweihen, ein Pfauen-Schwanz in seiner Farbe,
über der andern, auf rotbhem Polster ein Herzogshuth, mit dem
Reichsapfel über sich, über der dritten, der besagte doppelte
Adler, ohne dessen Brust-Schildel, über der vierten, ein gelber
Löwe sitzend, mit ausstreckenden fordern Füssen und gekrönt,
mit einer gelben Krone, aus welcher mehrmal ein Pfau-Schwanz
abzunehmen, über der fünften auch zwischen zwei rothen Hirsch-
geweihen der beschriebene schwarze einfache Adler, einwärts
gestellt, und über den sechsten, als letztern, ist ein geharnischter
Mann, mit beiden Händen ein blankes Schwerd haltend, und auf
der Böckelhauben eine goldene Krone habend, zu ersehen:
Alsdann von solch, von neuen gegönnet, verbessert und ver-
mehrtes Fürstliche Wappen auf erster Seiten des siebenten
Blatts, Unssers Kaiserlichen libells Weise geschriebenen Brieffs,
mit Farben eigentlich entworfen und vorgestellet ist. Doch
stellen wir oft besagten Ihren Lbdl. Lbdl. frei und willkührlich
Dero Ihnen confirmirt, und verbessertes Wappen mit gemeldten
sechs Heimen, oder ohne deren, mit einem Fürstenhuth be-
decket, zu führen, und zu gebrauchen, ohnverhindert männigliches.«
Wenn man diesen Wappenbrief mit den alten vergleicht,
so ergeben sich einige Unterschiede, die nicht uninteressant sind.
Das Kreuz wurde 1597 gold-blau tingiert, 1697 tritt noch
Schwarz hinzu. Im alten Wappen war der Schildfuss silbern
mit gelben (goldenen?) Rechen, im neuen ist dieses Feld gold
mit rotem Rechen. Das schwarzburgische Kleinod, der Löwe,
trug seinen Pfauenstoss mit diesen Rechen belegt, im neuen
'"Wappenbriefe wird der Rechen im Kleinode nicht mehr er-
wähnt. Das hohnsteinische Kleinod war im alten Wappen richtig
tingiert, beim Entwurfe des neuen hatte man leider vergessen,
dass die Hirschstangen von Hohnstein rote und silberne Tinkturen
tragen und machte sie dem Kleinod von Sondershausen gleich.
Die kaiserlichen Gnadenzeichen im Wappen von 1697 sind
selbstverständlich ganz neue Zuthaten. Der Ritter mit dem
Schwerte am ersten Helme steht in Bezug zur Hofpfals-
grafenwürde (Comes palatinus) und zwar mit dem grossen
Comitiv (das Recht, die Ritterwürde, den Adelsstand, die
Notariatswürde zu verleihen, zu legitimieren etc.), das Christian
Wilhelm von Kaiser Leopold I. am 22. Dezember 1691 für sich
und seine Nachfolger erhalten hatte.
Betreffs der Farbe der Helmdecken scheint man sich nicht
so recht klar gewesen zu sein. Der Wappenbrief spricht von
rechts »schwarz-weiss-rot«, links »rot-weiss-schwarz« vermengten
Helmdecken. Der Maler des Originalwappens, der übrigens auch
die Anbringung der neuen schwarzen Farbe im Kreuze ver-
gessen hatte, malte al/e Helmdecken einfach rot-gold, und liess
nur an den Seiten andersfarbige Decken hervorkommen.
Wir suchten diesem Uebelstande so viel als möglich ab-
zuhelfen und gaben jenen Helmen, die alten Wappen zugehören,
ihre historischen Farben (siehe Stammwappen), ohne dass wir
dadurch die Angabe des Wappenbriefes alterierten.
Die blauen Kappen der kaiserlichen Krone im Mittel-
schilde, die goldenen Fänge des Adlers u, s. w. haben wir da-
gegen genau nach dem Originale von 1697 kopiert, nachdem
sich sowohl Se. Excellenz, der Herr Staatsıninister, als auch der
Vorstand des Landesarchives Herr Professor Dr. Bärwinkel dafür
ausgesprochen haben. 0