— 122 —
das Reich segenbringenden Weise König Albert seinen väter-
lichen Einfluß auf seinen kaiserlichen Freund ausgeübt hat.
Gerade an ihm bewahrheitet sich das Wort, das Fürst Bis-
marck am 12. Juni 1882 im Reichstage aussprach: „Als
ich die Verfassung geschaffen habe, handelte ich unter dem
Eindrucke: die Gefahr für unsere nationale Einheit liegt in
den Dynastien; ihr Anker liegt im Reiche; deshalb muß
man dem Reiche möglichst viele Rechte geben. Heute be-
ruht mein Vertrauen auf unsere Zukunft vorzugs-
weise auf unsern Dynastien.“
Mit seinem kaiserlichen Freunde zusammen eröffnete König
Albert am 20. Juni 1895 den Nordostseekanal, jene großartige
Schöpfung des neuen Reiches, die aufs Neue das Kaiserwort
von Versailles wahr machte, von der Mehrung der Güter des
Friedens. Und wie groß König Alberts Ansehen unter den Fürsten
ist, hat sich noch jüngst gezeigt, als nach dem am 20. März
1895 erfolgten Tode des Fürsten Woldemar zu Lippe-Detmold
die Erbfolgefrage zwischen Prinz Adolf von Schaumburg-
Lippe, dem Schwager des Kaisers und der Linie Lippe-
Biesterfeld entstand. Der Kaiser legte die Entscheidung in
die Hände des Königs von Sachsen, der bekanntlich unter
Zuziehung von Kräften des Reichsgerichts den Streit zu
gunsten des Biesterfelders schlichtete. — —
Es war bei der Grundsteinlegung des Albertturmes
auf dem Spiegelwalde am 10. Juli 1880, als König Albert
die Worte sprach: „Möge der Wanderer sich recht oft von
dieser Stätte aus der herrlichen Gottesnatur erfreuen und
möge er stets dabei auf ein glückliches und zufriedenes Land
schauen.“"“ Dieses väterliche, königliche Wort, wie hat es
doch mit jedem Jahre der Regierung unseres geliebten
Königs neue Bestätigung gefunden. Ein glückliches und zu-
friedenes Land blickt voll heißen Dankes zu seinem Herrscher
auf und erfleht vom Himmel reichen Segen, Glück und Ge-
sundheit für die ihm beschiedenen Jahre des Greisenalters.
Es ist kein schönrer Anblick in der Welt,
Als einen Fürsten sehn, der klug regiert;
Das Reich zu sehn, wo jeder stolz gehorcht,
Wo jeder sich nur selbst zu dienen glaubt,
Weil ihm das Rechte nur befohlen wird.
–
—
— — v