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von Langenn niedergeschriebenen erzieherischen Unterweisungen,
wenigstens in ihren wichtigsten Punkten, Platz finden: „Mein
Sohn soll — das wird mein ernstliches Bestreben sein —
echte, feste, positive Religionsgrundsätze, als Offenbarungs-
Gläubiger haben; bis zu diesem Punkte erfordere ich die
Mitwirkung seines künftigen Erziehers, auch wenn er einer
anderen Konfession zugethan ist. Mein Sohn soll aber
ferner auch, ohne allen Widerwillen gegen fremde Konfessions-
verwandte, ganz und fest seiner Konfession angehören; in
dieser Beziehung erwarte ich von der Gewissenhaftigkeit eines
Erziehers, daß er nicht nur selbst aller störenden Einwirkung
sich enthalten, sondern auch dergleichen Störungen zu ver-
hüten sich bemühen werde. In moralischer Hinsicht
sind nur das Halten auf strenge Sittenreinheit und Erweckung
für alles Gute, Schöne, Tüchtige und Ehrwürdige, nebst
Gewöhnung an Selbstbeherrschung jeder Art, die ersten Er-
fordernisse. In politischer Hinsicht wünsche ich keinen Wider-
willen gegen die bestehende Ordnung der Dinge im Vater-
lande; aber ebensowenig eine Hingabe an die hohlen Theorien
der Zeit, sondern ein Festhalten an den alten guten Grund-
sätzen, welche die bürgerlichen Einrichtungen an eine höhere
Weltordnung anknüpfern. HUöoerhaupt glaub' ich, der
Erzieher muß den ganzen Menschen unter Berüchichtigung
der Individualität harmonisch zu entwickeln suchen, also den
Geist, wie den Körper, das Gemüt wie den Verstand
Zu den Studien wünsche ich meinen Sohn mit dem größten
Ernste angehalten zu sehen, bin aber dabei der Überzeugung,
daß der Zweck derselben mindestens ebensosehr die Gewöh-
nung an Fleiß und Ordnung und die Übung der geistigen
Kräfte als die Erlernung der Gegenstände selbst ist. Ich
würde daher jede Überlastung des jugendlichen Geistes mit
Lehrstunden, worunter die Gesundheit des Körpers oder die
Frische des Gemütes leiden könnte, nie für angemessen halten
können.“ — An diese allgemeine Unterweisung schloß sich
noch eine besondere, aus der noch folgende Sätze mitgeteilt
werden mögen: „Bei schicklicher Gelegenheit ist mein Sohn
darauf hinzuweisen, daß die ihm verliehene Stellung ein
Geschenk Gottes sei, und dies ihn umsomehr verbinde, durch
Erwerbung der nötigen Tüchtigkeit und durch treue, keine