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denn er ist der sicherste Freund im Leben, der beste Tröster
im Leiden, die festeste Schutzwehr in Versuchungen, ein himm-
lisches Licht in der Nacht des Todes. Laß seine Leuchte
nicht durch Mangel an Nahrung in Dir erlöschen. — Sei
treu und beharrlich in der Erhaltung Deiner sitt-
lichen Reinheit, denn nur die reinen Herzens sind, werden
Gott schauen. Sittenreinheit ist des Jüngliugs schönster
Schmuck, erhält die Kraft und Heiterkeit der Seele. Sitten-
reinheit ist ein Kleinod für den Fürsten, bewahrt ihn vor
manchem unfürstlichen Handeln, vor manchem Mißbrauche
seiner Macht und Stellung und wirkt günstig auf die Sitt-
lichkeit in vielen Kreisen. — Sei treu und beharrlich in
Deinen Arbeiten, denn nur der Arbeitsame kann etwas
Tüchtiges leisten und am Abend froh sich zur Ruhe legen.
Mache Dir einen festen Plan in Deinen Beschäftigungen
und halte ihn unverbrüchlich. Was Du begonnen hast, das
führe zu Ende, und wenn es Dir noch so viel Anstrengung
kosten sollte. Beginne nicht zu viel auf einmal, sondern thue
lieber recht, was Du vorhast.“
In Bonn angelangt, betrieb Prinz Albert seine Studien,
die naturgemäß meist juristischer Natur waren, mit Ernst
und Eifer. Wir hören von seiner Teilnahme an den Vor-
lesungen der Professoren Mendelsohn, Loebell, Hälschner,
Clemens Perthes, des Sohnes jenes bekannten hamburger
und gothaer Buchhändlers, der bei der Leitung der franzosen-
feindlichen Bewegung des Jahres 1813 sein Vermögen opferte.
Ferner begegnen wir dem bedeutenden Historiker Dahlmann,
einem der bekannten Göttinger Sieben, die wegen ihres Protestes
gegen den Verfassungsbruch des Königs Ernst August von
Hannover ihren Dienst an der Georgia Augusta hatten auf-
geben müssen; bei ihm hörte der Prinz neben einem histori-
schen Kolleg auch Volkswirtschaftslehre. Die Berichte Schneiders
über die Studien seines prinzlichen Pflegebefohlenen be-
friedigten den Prinzen Johann sehr. Unter dem 29. De-
zember 1847 schrieb er an ihn: „Ihr so interessantes als
erfreuliches Schreiben hat mich mit dem lebhaftesten Danke
erfüllt. In der That muß ich bekennen, daß die Verhält-
nisse in Bonn sich günstiger zu gestalten scheinen, als ich
mir je hätte träumen lassen. Denn gerade, daß mein Sohn