Full text: König Albert von Sachsen. Ein Lebensbild.

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1836), also der zukünftigen Schwägerin an Jahren ziemlich 
gleich, waren dem glücklichen Bräutigam nach Mähren ge- 
folgt — den Aufenthalt in Brünn. Die bräutlichen Festtage 
erlitten eine bedauerliche Störung durch die Nachricht, daß 
durch einen verbrecherischen Gesellen, den Ungarn Libény, 
am 18. Februar 1853 ein Attentat auf den Kaiser Franz 
Josef verübt worden war, das eine nicht unbedenkliche 
Verwundung der Kaisers herbeigeführt hatte. Sofort eilte 
Prinz Albert zu dem kranken Freunde nach Wien und blieb 
an dessen Schmerzenslager, bis der Kaiser wieder genesen 
war, und er im Stephansdom an dem feierlichen Gottes- 
dienste für die Errettung des Monarchen teilnehmen konnte. 
Es war ein Ausdruck des Dankes zugleich und der Freund- 
schaft, daß Kaiser Franz Josef im April 1853 seinem säch- 
sischen Freunde das kaiserlich königlich 11. Infanterie-Regi- 
ment verlieh, das, seit 1629 gebildet, das älteste Infanterie- 
Regiment des Kaiserstaates war und seit der Verleihung an 
den Prinzen den Namen der Sachsen-Infanterie im Volks- 
munde trägt. Binnen Jahresfrist war der sächsische Name 
durch Prinz Albert in Rußland wie Osterreich in militärischen 
Kreisen zu einem populären geworden. — Die letzten drei 
Wochen des April bis Anfang Mai konnte sich Prinz Albert 
wieder in Brünn der Braut widmen. Nach seiner Abreise 
kam der Braut doch das Bewußtsein der nahen Trennung 
von Mutter und stillumfriedeter Heimat recht zum Bewußt= 
sein, und sie schrieb an eine Freundin: „Mein Herz thut mir 
weh, wenn ich an die Grenze von Österreich denke; ich liebe 
das gute Land mehr, als ich selbst weiß. Die schwere 
Trennung von der guten Mama, alle neuen Pflichten, die 
mir bevorstehen, in eine ganz neue Familie eintreten, sie als 
die meinige betrachten, dann der Umstand, daß ich doch 
eigentlich eine sehr verzogene Person bin, verzogen durch 
Liebe und unendliche Nachsicht nicht nur von den Meinigen, 
sondern von allen Leuten, die ich kenne. Überall, wo ich 
bis jetzt, wenn auch nur wenig, in die Welt gegangen bin, 
hat man mich mit Liebe und Nachsicht beurteilt, und, ich 
kann sagen, gern gehabt.“ — Menschen sind nicht wie 
Pflanzen, die zum Wurzelfassen besonderen Bodens und ört- 
licher Vorbedingungen zum Gedeihen bedürfen, sondern sie
	        
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