Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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Zu der politischen Gestaltung aber hat wesentlich die geographische 
Lage der thüringisch-sächsischen Länder beigetragen. Es ist ganz in der 
Ordnung, Thüringen und Sachsen als zwei getrennte Gebiete zu 
behandeln, sowohl nach Maßgabe ihres geographischen Charakters, als 
nach ihrer Bevölkerung. Beide zusammen bilden sie wohl jetzt das 
Herz Deutschlands nach der heutigen Ausdehnung unseres größeren 
Vaterlandes und haben demzufolge zu leiden gehabt, so oft sich die 
nördlichen und südlichen Mächte unseres Vaterlandes in neuerer Zeit 
mit den Waffen in der Hand begegneten. Am Katen gilt das von 
dem eigentlichen Sachsenlande; denn nach Norden zu liegt es gänzlich 
offen, unmerklich in die norddeutsche Tiefebene übergehend, während 
sich vor Thüringen nach der gleichen Himmelsrichtung der Harz, 
als ein gewaltiger Schutzwall vorlegt. In früheren Jahrhunderten 
lag die Sache anders. Es ist Thüringen der östliche Abschnitt 
der mitteldeutschen Gebirgsschwelle, die sich nach Westen hin im 
hessischen Berg= und Hügellande und rheinischen Schiefergebirge 
fortsetzt und abschließt. Während des früheren Mittelalters stand 
es infolgedessen in näherer Berührung mit dem westlichen Deutsch- 
land und seinen germanischen Bewohnern, während das Tiefland 
zwischen Pleiße und Elbe und die sanft abfallenden Ausläufer 
des Erzgebirges für eine selbständige politische Gestaltung zunächst 
noch keine Grundlage gaben, den von Osten zuwandernden Slaven 
aber keine nennenswerten Hindernisse entgegenstellten. Dagegen bildete 
der nach Süden steil abfallende Kamm des Erzgebirges, der sich im 
Mittel über der Egersohle um 500 m erhebt, eine gewaltige Mauer 
gegen das Slaventum dieser Gegenden. Im Vergleich hierzu hat der 
Thüringerwald, oder der Wald schlechthin, wie die Leute in Thüringen 
zu sagen pflegen, nie einen solchen trennenden Wall gebildet, da er 
viel gleichmäßiger nach beiden Seiten hin abfällt, nach N.-O. und S.W. 
Immer haben über ihn hinüber zur Merovinger= und Karolingerzeit 
die Thüringer mit den Franken Fühlung gehabt und beide gegenseitig. 
ihre Grenzen darüber hinausgeschoben. Zieht ja auch auf dem Kamme 
hin eine uralte, völkerverbindende Straße: der Rennsteig, eine wunder- 
same Straße, wie sie kein anderes Gebirge aufzuweisen hat. Von 
ihr singt Viktor von Scheffel:
	        
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