Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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Auf Bergesscheiteln läuft ein alt Geleise 
Ost ganz verdeckt vom Farnkrautüberschwang. 
Kein steinern Pflaster, drauf die Römer zogen, 
Wie es mein Aug' im heil'gen Land erschaut, 
Mit Meilenzeigern, Wasserleitungsbogen, 
Mit Grabdenkmalen, Brücken reich umbaut — 
Ein deutscher Bergpfad ist's! Die Städte flieht er 
Und leucht zum Kamm des Waldgebirgs hinauf, 
Durck, &- vgehölz und Tannenduntel zieht er 
Und birt im Dickicht seinen scheuen Lauf. 
Der Rennsteig ist's, die alte Landesscheide, 
Die von der Werra bis zur Saale rennt, 
Und Recht und Sitte, Wildbann und Gejaide 
Der Thüringer von dem der Franken trennt. 
Du Fprichst mit Fug, steigst du auf jenem Raine: 
Hie rechts, hie links! Hie Deutschlands Süd, dort Nord. 
Wenn hier der Schnee schmilzt, strömt sein Guß zum Maine; 
Was dort zum Thal läuft, rinnt zur Elbe sort. 
Doch auch das Leben weiß den Pfad zu finden, 
Was Menschen trennt, das muß sie auch verbinden. — — — 
Thüringen. 
Das alte Thüringerreich, von dem die mittelalterlichen Chronisten 
seit dem 5. Jahrh. u. Chr. melden, reichte weit über den Wald hinüber; 
es dehnte sich von der mittleren Elbe über das ganze heutige Thü- 
ringen bis zum oberen Main, ja bis gegen Regensburg hin aus. 
Aber durch den großen Ostgotenkönig Theodorich (Herrscher der Ost- 
goten 493—5206), den die deutsche Sage als Dietrich von Bern kennt, 
wurden die Thüringer zum Widerstand gegen das im Norden des 
heutigen Frankreich entstandene, aber schon weit über den Rhein und die 
Seine gedrungene Frankenreich aufgestachelt, das Chlodwig (481—511) 
gegründet hatte 531 erlagen die Thüringer dem gemeinsamen Angriffe 
der Franken, unter Chlodwigs ältestem Sohne Theuderich, und der 
Niedersachsen, die zwischen dem unteren Rhein und der unteren Elbe 
zu beiden Ufern der Weser saßen, in der mörderischen Schlacht von 
Bungscheidungen an der Unstrut. Der Teil des Reiches nördlich des 
genannten Flusses fiel an die Sachsen, das übrige an die Franken, 
die sich dann besonders südlich des Waldes festsetzten und der Land- 
schaft den noch heute geltenden Namen gaben, während der Teil
	        
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