Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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bau vor dem überhandnehmenden Wild zu schützen. Auch die Geist- 
lichkeit beteiligte sich gern an diesem Sporte, namentlich wenn es galt, 
mit dem Jagdsalken auf der Faust hinauszuziehen. Eigentlich gehörte es 
nicht so recht zum geistlichen Anstande und ist in manchem päpstlichen 
mo erzbischöflichen Breve verpönt worden, aber die Leidenschaft war 
stärker als das Amtsbewußtsein. Unser oft genannter Gewährsmann 
für die Ottonenzeit, Bischof Thietmar von Merseburg, geriet in zornigen 
Eifer, als er bei einem Besuch in der Rochlitzer Gegend im Mai 1018, 
wo ihm ein großer Forst geschenkt worden war, die von dem jungen 
Grafen Ekkihard, dem nachmaligen Markgrafen von Meißen, aufgestellten 
Netze sah, die ihm das Wild abfangen sollten. Da er keine Trans- 
portmittel zur Hand hatte, um sie gleich mit fort zu schaffen, so ließ 
er wenigstens einen Teil des verhaßten Gerätes durchschneiden und 
legte selbst mit Hand an. Er gesteht dabei zwar nicht, daß er die 
Verminderung des Jagdvergnügens so ungern gesehen habe, aber es 
läßt sich wohl aus seinem Berichte herauslesen. Dagegen dachte sein 
zeitgenössischer Amtsbruder Arnulf von Halberstadt (996—1023) strenger 
über diesen Punkt. Er weilte am Tage des heiligen Cyriakus (16. März) 
1013 zu Gernrode, in dem von Markgraf Gero zu Ehren des genann- 
ten Heiligen gestisteten Kloster, und zwar auf Einladung der frommen 
Abtissin Hathawi. Als er nach beendeter Messe von der Kirche weg 
einen Spaziergang unternahm, sah er einen Geistlichen mit einem 
Jagdfalken auf der Hand. Alsbald ergriff er ihn, von frommem 
Eifer erfaßt, beim Arme, um ihn beiseite zu führen und ihn mit 
mäßigen Worten zu strafen, namentlich da die Sache ja in seiner 
eigenen Dihßzese sich begab. Der also Getadelte erfreute sich aber bei 
den Kriegsleuten so großen Ansehens, daß diese in übertriebener Ent- 
tästung in Menge heranrückten, um den Bischof zu züchtigen; der aber 
hielt sich so gut versteckt, daß sie ihn nicht fanden; sonst hätte er 
vielleicht gar mit seinem Blute seine amtliche Pflichterfüllung haben 
büßen müssen. 
Der erzählte Vorgang ist auch nach einer anderen Seite hin 
charakteristisch; auf die sinnlose Gewaltthat folgte nicht ganz drei 
Wochen später eine zerknirschte Reueszene vor dem beleidigten Bischof. 
Nichts berührt überhaupt in der damaligen Sittengeschichte so sonderbar, 
als das Gemisch von Trotz und Unterwerfung, von Stolz unb 
Sitnrmhoefel, Geschichte der sachsischen Lande.
	        
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