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summe erhalten. Indessen die herrschsüchtige Gattin, die großen Ein-
fluß auf Otto ausübte, suchte aus Vorliebe für den jüngeren Sohn
ihren Gemahl zu überreden, sein Testament umzustoßen und Dietrich
die Mark zu vererben, und ihre Einflüsterungen blieben nicht wirkungs-
los. Als Albrecht hiervon erfuhr, beschloß er auf den Rat seines
mütterlichen Oheims, des Herzogs Bernhard von Sachsen, und anderer
Freunde, der Schädigung seiner Rechte vorzubeugen. Anfang Februar
1189 nahm er den Vater gefangen und brachte ihn nach der Beste Döben
bei Grimma. Auch Markgraf Dedo von Rochlitz scheint um den
Plan gewußt zu haben, denn unter den Otto gesetzten Wächtern be-
fand sich der uns bekannte Konrad von Rochlitz, Dedos Sohn. So-
fort entbrannte eine hitzige Fehde, von der die Nachricht an Kaiser
Friedrich gelangte, als er eben im Begriff war, das Reich zu seinem
Kreuzzuge zu verlassen. Diese Botschaft mußte ihm um so unange-
nehmer sein, als er ja noch vor kurzem, wie früher erzählt worden
ist, längere Zeit in Sachsen und Meißen verweilt und dort mehrere Hof-
tage abgehalten hatte, um in dem fehdelustigen Lande alle Gelegen-
heit zu Streit und Habder zu beseitigen. Er schickte also eine Gesandt-
schaft an Albrecht und gebot ihm bei seiner kaiserlichen Ungnade die
Freilassung des Vaters, während er zugleich diesem zu Versöhnlichkeit
und Nachgiebigkeit raten ließ. Dem kaiserlichen Befehle mußte Albrecht
nachkommen; aber bald brach die Fehde von neuem aus. Hierbei
wurde Albrecht von dem Böhmenherzog Ottokar unterstützt, der
Albrechts Schwester Adela zur Frau hatte. Aber dessen Scharen
hausten in alter Gepflogenheit so übel in Meißen, daß Albrecht selbst
den Schwager dringend um seinen Abzug bat. Der kam der Bitte
zwar nach, ließ aber, wie es heißt, den von ihm erbeuteten reichen
Schatz Ottos mitgehen, der sich auf 30 000 Mark Silbers belaufen
haben soll. König Heinrich, dem beim Abzuge Kaiser Friedrich aus-
drücklich anbefohlen hatte, von Reichs wegen einzuschreiten, falls die Un-
ruhen wieder beginnen sollten, berief die streitenden Parteien nach Würz-
burg, wo noch 1189 ein Frieden zu stande kam. Dieser wäre nicht
von langer Dauer gewesen, da Otto einen neuen Kampf wider den
Böhmenherzog Ottokar, den Räuber seiner Schitze, plante, wenn nicht
am 18. Februar 1190 Otto durch den Tod an weiteren kriegerischen
Unternehmumgen gehindert worden wäre. Er wurde zu Zelle bestattet.