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Handel.
In ständiger Wechselwirkung mit dem aufblühenden Gewerbe hat
sich von jeher der Handel befunden. Sobald einem Orte Marktrecht
verliehen war, wuchs der Zuzug der Gewerbetreibenden und deren
Thätigkeit suchte wieder das Absatzgebiet zu vergrößern. Man erkennt
den steigenden Verkehr Leipzigs aus dem Schutz= und Geleitsbrief,
durch den Dietrich von Landsberg 1268 allen nach dieser Stadt
reisenden Kaufleuten Freiheit und Schutz verspricht, auch wenn ihr
Landesherr mit ihm in Krieg begriffen sein sollte. Hier lief die große
Handelsstraße ein, die vom Rhein über Eisenach und Erfurt und von
Leipzig weiter nach Großenhain, Bautzen und Görlitz führte, das so-
genannte polnische Gleis. Von Leipzig gingen auch zwei Straßen
über Freiberg nach Böhmen, die eine berührte Grimma und Roßwein,
die andere Geithain, Mittweida und Frankenberg. Auch das sogenannte
Frankfurter Gleis war für Freiberg wichtig, das meist von Nürnberger
Kaufleuten benutzt wurde, die nach Franksurt a. O. über das Vogtland
und das Erzgebirge der Dresdener Elbbrücke zuzogen; hier erhoben die
Grafen von Dohna ihren Geleitszoll. So schmerzlich dieser und alle
anderen Durchgangszölle sich fühlbar machten, der reisende Kaufmann
mußte doch die einmal gebräuchlichen Straßen benutzen, weil er nur auf
ihnen Geleit und Schutz erhielt, weil nur an bestimmten eben von
diesen Straßen getroffenen Punkten Brücken über Flüsse und Ströme
vorhanden waren und vor allem, weil es von fahrbaren Straßen nicht
viel mehr als eben die gewöhnlich benutzten gab, und auch diese waren
noch nach unseren Begriffen in recht elendem Stande. Daß Friedrich der
Freidige Freiberg 1318 das Stapelrecht verlieh für alle nach Böhmen
gehenden Waren, d. h. die Verpflichtung für die Kaufleute, ihre Ware
erst in Freiberg zum Verkauf vor der Weiterverbringung auszulegen,
davon war schon früher die Rede. Schon zu Heinrichs des Er-
lauchten Zeiten hatte Pirna für seinen Handel die Elbe hinauf und
hinunter schätzbare Privilegien bekommen, die von Johann von Böhmen,
dem Lützelburger, und dann auch von Kaiser Karl IV. und von Wenzel
bestätigt wurden. In Thüringen bildeten natürlich Erfurt und Eisenach
Knotenpunkte. Das polnische Gleis wurde schon erwähnt, das sich
dann im meißnischen bei Königsbrück mit dem Frankfurter Gleis kreuzte,
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