Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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hufe zugemessen. In den eigentlichen Kolonistendörfern wurde das 
gesamte zu einer Hofstatt gehörige Ackerland meist in einem langen, 
schmalen Streifen ausgemessen, so daß die am Kopfe liegenden Höfe 
eine weitläufige Straße bildeten. Mit Vorliebe ist diese im Thale 
entlang geführt, während sich jene Streifen am Berge hinaufziehen und 
oben im Walde verlaufen. Einen entschiedenen Aufschwung nahm der 
Ackerbau durch die Benediktiner und später durch die Cisterzienser, die 
im Meißnischen zuerst in Altenzelle eine Stätte fanden und den Ackerbau 
intensiver zu gestalten und auch den Gartenbau zu entwickeln wußten. 
Man lernte von ihnen den Gemüsebau, der namentlich in Meißen ver- 
nachlässigt worden war, und die Obstzucht. Beides war in Thüringen 
schon weiter entwickelt. So gedieh auch der Weinbau wesentlich unter 
geistlicher Hand in Thüringen im Saalthale bei Erfurt und Naumburg 
und war dort im 13. Jahrhundert schon etwas gewöhnliches, während 
er im Meißnischen nur langsam Fortschritte machte. Große Verdienste 
erwarb sich da um ihn in den siebziger Jahren des 14. Jahrhunderts 
der Bischof von Meißen, Konrad von Wallhausen, aus dem Geschlechte 
der Burggrafen von Kirchberg, der bei Meißen, Kötzschenbroda, Liebe- 
thal, Mügeln und Nossen Weinberge anlegte. Auch bei Roßwein 
hatte Weinbau stattgefunden, war aber, wohl wegen der Minderwertig- 
keit des Produktes wieder ausgegeben worden. Bei den günstiger 
werdenden Handelsverhältnissen lernte man den ausländischen süßeren 
Weinen den Vorzug geben. In Thüringen trank man den Würzburger 
Wein auch lieber als den einheimischen und schalt auf die Wirte, die 
ihn mit Saalewein verschnitten und doch als Mainwein verkauften. — 
Eine Thüringen eigene Kultur war ferner die Anpflanzung des Färber- 
waids (Isatis tinctoria L.) zur Gewinnung des blauen Farbstoffes; 
sie war im 13. Jahrhundert schon reichlich entwickelt und fand ihren 
Absatz zu Erfurt auf dem Waidanger, wohin wenigstens der ganze im 
Erfurter Gebiete gebaute Waid gebracht werden mußte. Uberhaupt aber 
soll in etwa dreihundert Fluren Thüringens Waid gebaut worden sein; der 
Winterwaid wurde drei= bis viermal, der Frühjahrs= oder Brachwaid 
zwei= bis dreimal geschnitten. Von anderen Erfurter Handelsgewächsen 
wird schon 1241 der Saflor (Carthamus tinctorius L.) genannt, der 
dann später von den Kausleuten dem Straßburger Gewächs vorgezogen 
worden sein soll. — Der steigende Verbrauch an Bier förderte um Ersurt
	        
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