Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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ursprünglich vorhandenen drei Türmen nur noch der eine, der sogenannte 
höckerige, vorhanden ist, eine gegen 20 Meter hohe Spitzsäule von 
durchbrochener Arbeit. — Viel älter aber und in ihrer Art hochbedeutend 
sind zwei noch durchaus der romanischen Periode angehörige Bau- 
werke, die eine solche Vollendung der Kunst zeigen, daß man sich nur 
wundern kann, wie eine so ausgezeichnete Meisterschaft sich namenlos 
verlieren und auch keine Nachfolge hinterlassen konnte. Wir meinen 
die 1174 erbaute Klosterkirche zu Zschillen (Wechselburg), die in ihrem 
Altar und ihrer Kanzel ausgezeichnete Werke der mittelalterlichen Bild- 
hauerkunst einschließt und außerdem auch eine Statue des Gründers, 
Dedo des Feisten. Das zweite Bauwerk ist die goldene Pforte am Dome 
zu Freiberg; der von Otto dem Reichen errichtete romanische Bau, von 
dem jene ein Überbleibsel ist, wurde 1484 durch Feuer zerstört und 
nachher im spätgotischen Stile wieder aufgebaut. Die goldene Pforte, 
die ihren Namen von einer früher vorhandenen, jetzt aber verschwun- 
denen Vergoldung ihrer Säulen und Figuren zeigt, ist im romanischen 
oder besser im byzantinischen Stile gehalten. Auf schräg sich einziehenden 
sogenannten Anschlagsmauern erheben sich halbkreisrunde Bogen, die 
das Ganze schließen und sich von der länglich viereckigen, von zwei 
starken Pfeilern eingesetzten Thüröffnung in immer zunehmender Er- 
weiterung bis zu einem äußersten Vogen wiederholen. An jeder 
Seite der Anschlagsmauern treten fünf Säulen hervor, von denen die 
erste rechts und die erste links, als zur Einfassung und Deckung des 
Ganzen dienend, etwas vorspringen. Sie haben glatte Schäfte, während 
die anderen acht Säulen aufs mannigfaltigste ornamentiert sind. Zwischen 
den Säulen befluden sich Nischen, in denen, auf kleineren Säulen 
ruhend, Standbilder von entzückender Schönheit in Haltung, Gewan- 
dung und Ausdruck angebracht sind. Sie stellen männliche und weib- 
liche Personen des alten Testaments vor. Ungemein gestaltenreich 
sind auch die Friese, die sich zwischen den auf den Säulen aufsetzenden 
Rundbogen befinden. Sie umrahmen das Halbrund über der Thüre, 
das auf die Weihung der Kirche, die der heiligen Jungfrau errichtet 
war, hindeutet. Die Mutter Gottes, die in der Mitte der Darstellung 
auf einem Throne sitzt, hält in ihrem linken Arme das Chriftuskind, 
links und rechts ihr zu Häupten schwebt ein Engel, links von ihr 
steht der Engel der Verkündigung, hinter dem in sitzender Stellung
	        
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