Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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für die naive Art, mit der das Volk, von Sympathie oder Antipathic 
geleitet, sich seime Mythen bildet. Hatto nämlich, so heißt es, lud Herzog 
Heinrich zu einem Gastmahle ein und versprach, ihn da mit großen 
Geschenken zu ehren. Gleichzeitig aber ließ er bei einem geschickten 
Goldarbeiter eine goldene Kette mit einer künstlichen Vorrichtung an- 
fertigen, mit der Heinrich während des Festes erdrosselt werden sollte. 
Als er mun einst bei dem Künstler eintrat, um den Fortgang der Arbeit 
in Augenschein zu nehmen, muß ihm wohl plötzlich das Gewissen ge- 
schlagen haben, denn er seufzte tief auf und erklärte dem Goldschmiede, 
der nach dem Grunde seines Kummers fragte mit überraschender Offen- 
heit, die Kette solle mit dem Blute des besten und edelsten Mannmes, 
des Herzogs Heinrich benetzt werden. Als der Goldschmied nun sein 
Werk vollendet und dem Erzbischof übergeben hatte, machte er sich auf. 
dem Herzog entgegen, der schon auf dem Wege zum Feste war; er 
traf ihn bei Kassel und erzählte ihm alles, was er von dem tückischen 
Anschlag wußte. Erzürnt rief Heinrich einen Boten des Erzbischofs 
herbei, der sich gerade in seinem Gefolge befand, und sogte: „Geh 
umd melde Hatto, daß Heinrichs Hals nicht härter ist als der Adal- 
berts (bes Babenbergers), und daß es mir klüger schien, zu Hause zu 
bleiben und nachzusinnen, wie ihm zu dienen sei, als ihn mit der 
Menge meines Gefolges zu belästigen.“ Als Hatto sich so um den 
Erfolg seiner List gebracht sah, sei er, so will die Sage, aus Unmut 
darüber gestorben. Der Tod Hattos erfolgte, das ist das einzig That- 
sächliche an der Sage, eben nach dem Zuge des Königs Konrad nach 
Sachsen, am 15. Mai 913. Zwei Jahre später, während Konrad 
durch die lothringischen und schwäbischen Verhältnisse beschäftigt war, 
zog Heinrich die in Sachsen gelegenen Besitztümer des verstorbenen 
Erzbischofs ein und vertrieb die Grafen Burchard und Bardo, des 
ums bekannten Grafen Burchard Söhne, aus Thüringen und verteilte 
ihren Besitz sofort unter seine Getreuen. Ein Kriegszug, den Eber- 
hard, des Königs Bruder, gegen den Sachsenherzog unternahm, endete 
mit einer gewaltigen Niederlage vor der Eresburg, so daß die Sänger 
dann das Verslein fangen: 
„Kein Höllenschkund ist groß genng. 
Zu fassen, die man hier erschlug.“
	        
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