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den Hilferuf ihrer Schwester, die Entscheidung der Waffen anzurufen.
Rasch wurden die Rüstungen ausgeschrieben, Leipzig sollte allein
600 Mann stellen, wohlgerüstet mit allem Notwendigen, „angesehen,
daß wir persönlich ausziehen wollen“. Bei Delitzsch kam das Auf-
gebot zusammen. Der Einspruch des brandenburgischen Kurverwesers
Johann, den der Vater Albrecht Achilles für die Zeit seiner Abwesen-
heit in Franken als solchen bestellt hatte, zu Gunsten des Halberstädters
ward zurückgewiesen, namentlich da man zunächst mit diesem gar nichts
zu schaffen habe.
Anfang August kam man vor Qnedlinburg an; zunächst wurden
die Vorstädte berannt und nach wackerem Widerstand erobert, dann
die Stadt selbst genommen. Sie hatte ihren Widerstand ernstlich zu
büßen. Nicht nur behandelte man sie nach Kriegsbrauch als eine mit
stürmender Hand erworbene Stadt, sondern die fürstlichen Brüder
zwangen sie auch, ihre Verbindung mit der Hansa zu lösen und ließen
den steinernen Roland umstürzen und zerbrechen. — Der Bischof von
Halberstadt wollte zwar den Quedlinburgern Hilfe senden, kam aber
damit zu spät; Quedlinburg war schon in den Händen der Sachsen und
diese schon im Vormarsch auf Halberstadt begriffen. Herzog Wilhelm
von Braunschweig, der von den Brandenburgern beim Ausbruch der
Fehde zum Schutze des Stiftes Halberstadt aufgerufen worden war,
vermittelte nunmehr einen Vergleich, der völlig zu Gunsten des Hauses
Wettin war. Der Bischof von Halberstadt gab darin die Ansprüche
auf die Vogtei in Quedlinburg auf und verpflichtete sich zum Ersatze
für den den Wettinern verursachten Aufwand, ihnen jährlich eine Rente
von 750 rheinischen Gulden zu zahlen, bis er diese mit einer Gesamt-
summe von 15 000 Gulden ablösen könne. Zwei Jahre darnach (1479)
belehnte die Abtissin Hildegard ihre Brüder Ernst und Albrecht mit
der erblichen Vogtei.
Mit den Bürgern von Halberstadt hatte übrigens Kurfürst Ernst
nicht gar lange nach Beilegung der Quedlinburger Sache einen noch
ernsteren Handel. Sein dritter, ihm gleichnamiger Sohn, der schon
1476, trotzdem er erst zehn Jahre alt war, vom Magdeburger Dom-
kapitel als Erzbischof in Aussicht genommen worden war, wurde 1478
auch zum Bischof von Halberstadt postuliert. Da die Stadt sich
weigerte, dem jugendlichen Bischof oder vielmehr dessen Berater und