Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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was noch schlimmer, dem Durste preisgeben. Da sollen sie bald wieder 
geläutet und für das Wohl des Kaisers zu singen und zu beten an- 
gesangen haben. Friedrich der Streitbare ferner nahm sich 1384 in 
dem zu Merseburg ausgebrochenen Zwiste des Kapitels mit Papst 
Urban VI. über die Bischofswahl energisch des Kandidaten des Ka- 
pitels wider den Papst an. Markgraf Wilhelm wies ungefähr um 
die nämliche Zeit den Bischof Thimo von Meißen (1399—1410) in 
seine Grenzen zurück, als dieser die Verlegung des bischöflichen Gerichtes 
von Meißen nach Stolpen plante, das er überhaupt zum Hauptsitz 
der bischöflichen Regierung machen wollte. — Endlich war auch geistliche 
Intoleranz nicht nach dem Sinne der wettiner Fürsten, und ist es so 
bis auf den heutigen Tag geblieben. Es kränkte Albrecht tief und ist 
nach unserem heutigen Standpunkte schier unverständlich, wenn sich 
die dresdener Geistlichkeit unterfing, bei Anwesenheit des früher 
erwähnten Gregor von Heimburg, den der päpstliche Bann getroffen 
hatte wegen seiner Stellungnahme zur Kurie, den Gottesdienst zu 
handhaben wie in einer interdicierten Stadt, so daß sich der Herzog 
genötigt sah, Gregor von Heimburg nach seinem Schlosse Tharandt 
zu bringen. 
Bei solchen Außerungen einer künstlichen kirchlichen Moralität, 
die eigentlich nie wirklich feste Wurzel zu schlagen, sondern nur 
durch die Überlieferung und die seit Jahrhunderten, wenn auch oft 
mit Widerwillen anerkannte päpstliche Machtvollkommenheit sich zu 
behaupten vermochte, könnte es immerhin als ein Wunder erscheinen, 
daß das Ganze noch so lange zusammenhielt. Aber es hielt eben 
zusammen, weil auch noch die entartete Kirche eine ansehnliche Reihe 
von Mitgliedern zählte, die der Allgemeinheit die Würde und Be- 
rechtigung der ganzen Einrichtung teils in stiller Arbeit, teils in 
nach außen wirkendem Auftreten wieder in die Seele zu prägen 
wußten. Zu den letzteren gehörten solche würdige Männer wie die 
meißner Bischöfe Kaspar von Schönberg und Dietrich von Schön- 
berg, welch letzterer in Italien wissenschaftliche Studien getrieben und 
von da eine wertvolle Büchersammlung zurückgebracht hatte, ferner 
Johann von Weißenbach, der ein kundiger Kenner der Architektur 
war und neben Meißen auch die Schlösser von Stolpen und Mügeln 
durch sein Talent verschönte; es war, nebenbei bemerkt, derselbe, der
	        
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