vorgekommen zu sein, weshalb 1244 eine zu Fritzlar abgehaltene
Synode die Erlaubnis zum Eintritt in die Vereinigung erst mit dem
40. Lebensjahre erteilt wissen wollte.
Zahllos waren endlich die Brüderschaften unter Laien zum Zwecke
gemeinschaftlicher Andachtsübungen, gemeinsamer Teilnahme an den
öffentlichen Prozessionen, Sorge für ein anständiges Begräbnis und
vor allem für das Seelenheil und die Seelenruhe verstorbener Brüder;
namentlich suchte man auch nach der sonderbaren Anschauung der
mittelalterlichen Kirche durch freiwillige Vermehrung der von der Kirche
gebotenen Gebetszahl sich einen gemeinsamen Vorrat an überschüssigen
Gebeten, gewissermaßen einen Gebetsschatz anzulegen, der dann im
Bedürfnisfalle den einzelnen Brüdern wieder zu gute kam. Besonders
blühend waren die sogenannten Kalandsbruderschaften, die ihren
Namen davon hatten, daß sie an den Kalenden, also am Ersten jeden
Monats, zusammentraten. Da sich damit in der Regel ein gemeinsames
Mahl verband, so artete das später zu völligen großartigen Gastereien
aus. Wir finden Kalandsbruderschaften in Erfurt, Leipzig, Zwickau,
Freiberg und in anderen damals bedeutenden Städten. Sie erscheinen
in Erfurt um die Mitte des 15. Jahrhunderts als feste Organisation:
für Freiberg werden sie zuerst 1433 erwähnt. Natürlich standen sie
im engsten Zusammenhange mit der Kirche. War doch eben Kicche
und Geistlichkeit, und mochten beide noch so entartet sein, dem mittel-
alterlichen Menschen unentbehrlich, weil sein Seelenheil unbedingt von
ihnen abhing. Erst als der Glaube hieran erschüttert war, als die
neue heraufkommende Zeit Stein für Stein aus dem so festgefügten
Gebäude der Hierarchie gerissen hatte, trennte sich das Laientum von
der Kirche und wandte sich der Reformation zu.
Landwirtschaft.
Ackerbau und sonstige landwirtschaftliche Zustände angehend, ist
von besonderen Neuerungen oder einem Umschwung in der Bewirtschaf-
tungsart in der bislang besprochenen Periode nicht zu reden. Man
ersieht jedoch aus manchen Anzeichen, daß mit zunehmender Bevölke=
rung auch der Betrieb ein intensiverer wird. In Thüringen ent-
wickelt sich Hopfen= und Weinbau entsprechend dem größeren Konsum