Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

vorgekommen zu sein, weshalb 1244 eine zu Fritzlar abgehaltene 
Synode die Erlaubnis zum Eintritt in die Vereinigung erst mit dem 
40. Lebensjahre erteilt wissen wollte. 
Zahllos waren endlich die Brüderschaften unter Laien zum Zwecke 
gemeinschaftlicher Andachtsübungen, gemeinsamer Teilnahme an den 
öffentlichen Prozessionen, Sorge für ein anständiges Begräbnis und 
vor allem für das Seelenheil und die Seelenruhe verstorbener Brüder; 
namentlich suchte man auch nach der sonderbaren Anschauung der 
mittelalterlichen Kirche durch freiwillige Vermehrung der von der Kirche 
gebotenen Gebetszahl sich einen gemeinsamen Vorrat an überschüssigen 
Gebeten, gewissermaßen einen Gebetsschatz anzulegen, der dann im 
Bedürfnisfalle den einzelnen Brüdern wieder zu gute kam. Besonders 
blühend waren die sogenannten Kalandsbruderschaften, die ihren 
Namen davon hatten, daß sie an den Kalenden, also am Ersten jeden 
Monats, zusammentraten. Da sich damit in der Regel ein gemeinsames 
Mahl verband, so artete das später zu völligen großartigen Gastereien 
aus. Wir finden Kalandsbruderschaften in Erfurt, Leipzig, Zwickau, 
Freiberg und in anderen damals bedeutenden Städten. Sie erscheinen 
in Erfurt um die Mitte des 15. Jahrhunderts als feste Organisation: 
für Freiberg werden sie zuerst 1433 erwähnt. Natürlich standen sie 
im engsten Zusammenhange mit der Kirche. War doch eben Kicche 
und Geistlichkeit, und mochten beide noch so entartet sein, dem mittel- 
alterlichen Menschen unentbehrlich, weil sein Seelenheil unbedingt von 
ihnen abhing. Erst als der Glaube hieran erschüttert war, als die 
neue heraufkommende Zeit Stein für Stein aus dem so festgefügten 
Gebäude der Hierarchie gerissen hatte, trennte sich das Laientum von 
der Kirche und wandte sich der Reformation zu. 
Landwirtschaft. 
Ackerbau und sonstige landwirtschaftliche Zustände angehend, ist 
von besonderen Neuerungen oder einem Umschwung in der Bewirtschaf- 
tungsart in der bislang besprochenen Periode nicht zu reden. Man 
ersieht jedoch aus manchen Anzeichen, daß mit zunehmender Bevölke= 
rung auch der Betrieb ein intensiverer wird. In Thüringen ent- 
wickelt sich Hopfen= und Weinbau entsprechend dem größeren Konsum
	        
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