Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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folge der Eroberung von Mainz die Gehilfen Fusts, des Genossen 
Gutenbergs, in verschiedene Länder zerstreut hatten. Zunächst standen 
freilich diese Druckereien mehr im Dienste der Gelehrsamkeit, als daß 
sie sich mit der Verbreitung volkstümlicher Bildungsschriften befaßt 
hätten, was erst mit dem Aufblühen der Reformation erfolgte. Daher 
finden wir Druckereien zunächst nur an solchen Orten, an denen Universi- 
täten sich befanden, wie in Köln, Erfurt, Leipzig, oder wo sonst leb- 
hafteres geistiges Leben herrschte und namentlich die neue humanistische 
Richtung in Aufschwung gekommen war, wie in Straßburg, Augsburg, 
Nürnberg. In Erfurt waren um das Ende des 15. und um den Anfang 
des 16. Jahrhunderts eine ganze Reihe von Buchdruckern thätig. Wolf- 
gang Schenk, der sich nach der Sitte dieses Zeitalters latinisierte und 
Lupambulus Ganymedes nannte, Hans Knapp oder latinisiert Cn. Ap- 
piuUs, Sartorius, Maler, Stribilita, Golthammer, Buchführer, Sachs, 
Wolfgang und Gervasius Stürmer werden als tüchtige Buchdrucker 
genannt. Einem der um die Wende des Jahrhunderts in Erkurt 
lebenden Humanisten, dem Nikolaus Marschalk aus Roßla, verdankt 
Erfurt den Ruhm, daß hier 1501 zuerst in Deutschland ein griechisches 
Buch, nämlich des Grammatikers Priscian Schrift über die Syntax, zum 
Druck befördert wurde. Nicht ganz fest steht es, ob in Leipzig die erste 
Druckerei von dem aus Wunsiedel stammenden Professor der Theologie 
Andreas Friesner oder von Kunz Kachelofen angelegt wurde, welch 
letzterer 1481 zuerst in dem schon früher angezogenen Türkensteuerbuch 
und dabei als im Thomasgäßchen wohnend erwähnt wird. Dann 
hatte er seine Werkstatt in der Hainstraße. Sein Schwiegersohn Melchior 
Lotter, bekannt als Luthers Bibeldrucker, war eine Zeit lang Geschäfts- 
teilhaber, übernahm dann aber die Druckerei auf eigene Rechnung. 
Offenbar ging ihre Sache gut, denn 1499 schätzte er sich mit seinem 
Eidam auf 3000 Gulden, 1502 sogar auf 3500 Gulden Vermögen 
ein. Außerdem bestanden noch die, wie es den Anschein hat, nicht so 
viel abwerfenden Offizinen von Martin Landsberg, Wolfgang Stöcke, 
Jakob Thanner und Nickel Wohlrabe, die entweder in der Nitter- 
straße oder im Brühl sich niedergelassen hatten, also in nächster Nähe 
der Kollegien und Bursen der Universität. Endlich sind noch zu 
nennen Marcus Brand, Moritz Brandis, Georg Bötticher und Konrad 
Gallicus. Stöckel und Thanner waren aus Erfurt nach Leipzig
	        
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