Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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Titel seiner „Quadruplica“ mit ähnlichen schmückenden Beiworten, 
nannte den Gegner den ungewaschenen, unerfahrenen und ungelehrten 
Bengel von Sachsen, ein ungeschicktes Eseltier, einen verzweifelten 
Mordbuben und Ketzer, den vollen trunkenen Maulwurf, den Trunken- 
bolz, der sich mit Köchen und Küchenjungen vollzutrinken pflege und 
sich mit Wein und Bier nicht anders als ein Schwein im Kot be- 
sudele u. s. w. u. s. w. — Von solchen durch die verrohte Leidenschaftlich- 
keit des Zeitalters eingegebenen Worten bis zu Thaten konnte es 
nicht mehr weit sein. Die Veranlassung war bald gefunden. Die 
von Goslar hatten einige Klöster niedergerissen und waren dafür mit 
der Acht belegt worden, die aber auf Fürsprache der protestantischen 
Fürsten wieder aufgehoben worden war. Trotzdem ging Heinrich an 
die Exekution des Achtspruches, und überdies suchte er das fast durchweg 
protestantisch gewordene Braunschweig zu bedrängen. Beide Städte 
wandten sich an den Bund, und Philipp und Johann beschlossen nun, 
nicht bloß den hilfesuchenden Gemeinwesen zu ihrem Rechte zu ver- 
helfen, sondern den Friedensbrecher gleich ganz zu beseitigen. Auch 
Moritz wurde aufsgefordert, teilzunehmen. Er beschränkte sich aber 
durch einen am 1. Mai 1542 abgeschlossenen Vertrag auf eine Geld- 
hilfe und das Versprechen, die Länder des Kurfürsten und Landgrafen 
zu schützen, falls sie inzwischen wegen ihres Unternehmens von irgend 
jemand angegriffen werden sollten. Nun fielen die beiden Fürsten 
über Heinrich her mit einer Heeresmacht von 19 000 Mann, eroberten 
am 12. August Wolfenbüttel und vertrieben binnen Monatsfrist den 
Herzog samt seinem Sohne Karl; sie fanden Zuflucht bei Herzog Ludwig 
von Bayern-Landshut, der dann auch einen Vermittelungsversuch 
machte. Der Bund aber erklärte, nur den Kindern Heinrichs wolle 
man das Land wiedergeben, und auch diesen nur gegen eine Summe 
von 1 Million Gulden, da 800 000 Gulden dem Bunde der Feldzug 
gekostet und man, wie Johann Friedrich, der Urheber dieser staunens- 
werten Berechnung, meinte, die übrigen 200 000 Gulden schon für das 
Risiko einfordern dürfe. War auch die Entrüstung über diese Ver- 
gewaltigung eines Reichsfürsten sehr groß, übrigens nicht nur in katho- 
lischen Kreisen, so konnte doch weder Ferdinand, der mit den Türken 
zu thun hatte, noch auch der im Kampfe mit Franz neu beschäftigte 
Karl, der damals in Stalien weilte, etwas für den Verjagten thun; selbst
	        
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