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durch die ansehnliche Macht der Welfen gehoben. Lange genossen
aber, wie bekannt, die Welfen ihre von Meer zu Meer reichende Macht
nicht; Heinrichs des Löwen Untreue rief den Machtspruch Friedrichs I.
Barbarossa hervor, der Heinrich aller seiner Lehnsbesitzungen beraubte
und ihm nur die Allodialgüter ließ. Bayern kam an die Wittels-
bacher, Sachsen aber teilten der Erzbischof Philipp von Köln und
Bernhard von Brandenburg, beides alte Gegner des Löwen, unter sich
auf, so daß die östlichen Lande und die Herzogswürde an Bernhard
fielen. Dadurch kam diese letztere an das Haus der Askanier, bei
dem sie bis zum Jahre 1423 verblieben ist.
Wir haben den gewaltigen Mann kennen gelernt, der der eigent-
liche Begründer deutscher Herrschaft zwischen Elbe und Oder gewesen
ist, den Markgrafen Gero. Nach dessen 965 erfolgtem Tode zerfiel
das Gebiet, das von der Energie dieses einen Mannes zusammen-
gehalten worden war, in fünf Marken, von denen die Nordmark die
heutige Altmark und das Havelgebiet mit dem Unterlauf der Spree
im Norden bis an die Peene reichend umfaßte, allerdings noch mit Aus-
schluß ausgedehnter slavischer Gebiete; die Ostmark ferner im damaligen
Sinne des Wortes schloß die Niederlausitz ein, aber auch die Zerbster
Gegend, Jüterbog und links der Elbe die Gaue Serimunt, Neletizi,
den Sueben= und Harzgau. Am Harze liegen die alten Stammburgen
der Askanier, Anhalt, Ballenstedt, Bernburg, Aschersleben. Aus diesem
angesehenen Geschlecht war Albrecht oder Adalbert der Bär oder,
wie er auch noch genannt wird, der Schöne, entsprossen; er wurde im
Jahre 1134 nach dem Ableben Konrads von Plötzke, des bisherigen
Markgrafen, von Kaiser Lothar mit der Nordmark belehnt, die seit
965 den Herrscher oft genug gewechselt und viel unter den Einfällen
der Slaven zu leiden gehabt hatte. Von den Ahnen dieses Mannes,
der sechsunddreißig Jahre seines Amtes in Geros, seines großen Vor-
gängers, Sinne walten sollte, wird im 10. Jahrhundert Esiko genannt.
Dessen Sohn Albrecht von Ballenstedt heiratete Adelheid, Ottos von
Orlamünde Tochter, und kam dadurch in Beziehungen zu Thüringen,
welche dann auch auf die Wettiner Einfluß hatten. Der Ehe ent-
sprossen zwei Söhne, Siegfried und Otto; jener erlangte das mütter-
liche Erbe Orlamünde und behauptete in dem auch schon früher
erwähnten orlamündischen Erbfolgestreit den Besitz von Weimar gegen